Rezension über:

Waldemar Heckel / J.C. Yardley (eds.): Alexander the Great. Historical Sources in Translation (= Blackwell Sourcebooks in Ancient History), Oxford: Blackwell Publishing 2004, xxx + 342 S., ISBN 978-0-631-22821-9, GBP 17,99
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Rezension von:
Peter Nadig
Historisches Institut, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule, Aachen
Redaktionelle Betreuung:
Matthias Haake
Empfohlene Zitierweise:
Peter Nadig: Rezension von: Waldemar Heckel / J.C. Yardley (eds.): Alexander the Great. Historical Sources in Translation, Oxford: Blackwell Publishing 2004, in: sehepunkte 5 (2005), Nr. 3 [15.03.2005], URL: https://www.sehepunkte.de
/2005/03/6879.html


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Waldemar Heckel / J.C. Yardley (eds.): Alexander the Great

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"Alexander the Great" ist der zweite Band der Reihe "Historical Sources in Translation" des Blackwell Verlages und insgesamt ein sehr empfehlenswertes Sammelwerk, in dem die relevanten literarischen Quellen zur Geschichte Alexanders des Großen übersichtlich in neuer Übersetzung präsentiert werden. Den beiden ausgewiesenen Kennern des Themas, Waldemar Heckel und John C. Yardley, geht es bei ihrer Auswahl in erste Linie um die historische Information der jeweiligen Textzeugnisse und weniger um die Frage nach den einst ursprünglichen Primärquellen, die von Diodor, Curtius Rufus, Plutarch, Arrian, Justin und anderen antiken Schriftstellern benutzt wurden. [1] Die verlorenen und erhaltenen Alexanderhistoriker werden zunächst in einem kompakten Einführungskapitel vorgestellt. Ein weiterer Absatz listet auch die anderen Autoren auf, die vereinzelte Informationen zum Leben Alexanders und zur Alexander-Imitatio enthalten. Beachtenswert sind hier einige allgemein eher weniger bekannte Quellen, wie zum Beispiel das Itinerarium Alexandri oder die Metz-Epitome, die auch wiederholt zitiert werden. Ein Abkürzungsverzeichnis, eine detaillierte Karte, zwei Stammbäume zu den Familien Philipps und Alexanders sowie Olympias vervollständigen die Einleitung.

Das ausgewählte Textmaterial ist in dreizehn Kapitel thematisch gegliedert. Das erste Kapitel bringt eine Einführung in den makedonischen Hintergrund Alexanders anhand von Belegen zur Frühgeschichte dieses Königreiches, dem Verhältnis zwischen Makedonen und Griechen (Sprache, Kultur, Mentalität) sowie dem Königtum, der Aristokratie und den Institutionen (1-18). Kapitel II behandelt Philipp II., den Vater Alexanders (19-29). Hier werden besonders Philipps Ehen, sein Tod und ein Charaktervergleich zwischen ihm und seinem berühmten Sohn (auf der Basis von Justin 9,8,1-21) thematisiert. Alexanders Familie (Vorfahren und Geschwister), Jugend, Erziehung, Aussehen und Charakter beleuchtet das dritte Kapitel (30-49). Mit dem Perserreich vor Alexanders Machtübernahme, dem üppigen persischen Reichtum sowie dem Tod des Dareios III. befasst sich Kapitel IV (54-71). Das fünfte Kapitel führt die Quellen zu den Beziehungen Alexanders mit den Griechen auf. Hier sind der panhellenische Feldzug gegen die Perser, die Bestrafung der sich ihm widersetzenden Griechen (zum Beispiel Theben), die Gefangennahme von griechischen Gesandten, der Widerstand während Alexanders Abwesenheit und die griechischen Städte in Kleinasien von Interesse.

Eines der längsten Abschnitte dieses Buches (Kapitel VI, 90-174) gilt der Armee und dem Krieg. Neben einer knappen Einführung zu den finanziellen Ressourcen und den Truppenstärken stehen hier besonders die großen Schlachten am Granikos, bei Issos und Gaugamela sowie am Hydaspes im Mittelpunkt, wobei die mitunter recht langen Textzeugnisse der einzelnen Autoren teilweise miteinander verglichen werden können. Ein weiterer Abschnitt zu den Belagerungen und kleineren Schlachten ist dem angeschlossen. Das siebte Kapitel (175-188) stellt die Belege zu Alexanders Umgang mit den Barbaren vor. Die Adaption von persischer Tracht und Gebräuchen, die versuchte Einführung der Proskynese und das Experiment von Mischehen bilden hier die Schwerpunkte. Die Frauen im Leben des Eroberers sind Gegenstand des nächsten Kapitels (189-207). Zunächst gilt naturgemäß das Interesse den "Müttern" Alexanders. Neben seiner leiblichen Mutter Olympias sind da noch Ada von Halikarnassos und Sisygambis, die Mutter von Dareios II., zu nennen, denen Alexander den Respekt "eines Sohnes" entgegengebracht hatte. Ferner geht es in diesem Abschnitt auch um die gefangen genommene persische Königsfamilie, die Amazonenkönigin Thal(l)estris, Timokleia von Theben, die Frau des Spitamenes und Roxane. Die Begegnung mit der Königin der Assakenoi im Bericht der Metz-Epitome und des Curtius Rufus runden das Kapitel ab. In Gegensatz zu den anderen Zeugnissen zu diesem Ereignis geben diese beiden Quellen der Königin den Namen Kleophis; eine Namensgebung, die möglicherweise auf eine viel spätere Tradition zurückgreift und auf Kleopatra VII. anspielt.

Kapitel IX (208-222) ist dem Thema "Götter und Heroen" gewidmet. Alexanders Imitation und Nacheifern der mythischen Helden Achilles, Herakles und Dionysos leiten die Belege ein, zu denen auch die Episode um den Gordischen Knoten und der Besuch des Amun-(Ammon)-Orakels in der Oase Siwa gehören. Im Zuge des langen Feldzuges kam es immer mehr zu Spannungen zwischen Alexander und seinen makedonischen Landsleuten, die in einem sehr ausgedehnten zehnten Kapitel (223-271) zusammengestellt sind (Alexander Lynkestes, die Beseitigung von Philotas und Parmenion, Kleitos, Kallisthenes und die Pagen-Verschwörung, Koinos, Krateros und Hephaistion sowie die Meuterei von Opis). Kapitel X (272-293) umfasst die letzten Tage Alexanders, seinen Tod und die Gerüchte um eine mögliche Vergiftung sowie seine letzten Pläne gemäß den Hypomnemata und die Machtaufteilung unter seinen Nachfolgern. Interessant ist die Quellenauswahl in Kapitel XII (294-302), wo besonders der römischen Sichtweise zu Alexander nachgegangen wird. Neben den Fragen, ob die Römer Gesandte zu Alexander geschickt haben oder ob dieser Rom hätte erobern können, steht auch die Alexander-Imitatio der Republik und Kaiserzeit im Blickpunkt dieses Abschnittes. Im letzten Kapitel (303-310) werden die Städtegründungen Alexanders aufgeführt.

Ein Glossar, besonders zu militärischen Begriffen, eine sehr ausführliche Bibliografie und ein generelles Stichwortverzeichnis beschließen dieses Buch. Leider fehlt ein genauer Quellenindex. Zwar werden alle zitierten Autoren im Stichwortverzeichnis aufgelistet, doch beziehen sich diese Angaben nicht immer auch auf ein Zitat. Hier hätte ein entsprechendes Stellenregister mit genauen Buch- und Kapitelnummern eine etwas bessere Übersicht der tatsächlich zitierten Werke ermöglicht. Ungeachtet dieses Einwandes ist die Auswahl der Quellen zu Alexander dem Großen den Herausgebern sehr gut gelungen und deswegen nicht nur für Studenten zu empfehlen.


Anmerkung:

[1] Anders geschieht dies bei Ian Worthington (Hg.): Alexander the Great. A Reader. London / New York 2003, wo die Quellenzitate auf der Basis der verlorenen Autoren gemäß F. Jacobys: Die Fragmente der Griechischen Historiker (FGrH), kompiliert wurden.

Peter Nadig