Rezension über:

Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Hg.): Partei und Staat in der DDR / Socialist Power in the GDR. Teil 1: Die Akten aus dem Büro Walter Ulbricht / Records from the Office of Walter Ulbricht, München: K. G. Saur 2004, ISBN 978-3-598-35531-8
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Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Hg.): Partei und Staat in der DDR / Socialist Power in the GDR. Teil 2: Die Akten aus dem Büro Erich Honecker / Records from the Office of Erich Honecker, München: K. G. Saur 2004, ISBN 978-3-598-35533-2
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Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Hg.): Partei und Staat in der DDR / Socialist Power in the GDR. Teil 3: Die Protokolle des Zentralsekretariats der SED 1946 bis 1949: Teil 1: Die Protokolle 1946-1952 / The Minutes from 1946 to 1952, München: K. G. Saur 2005, ISBN 978-3-598-35536-3
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Rezension von:
Dierk Hoffmann
Institut für Zeitgeschichte München - Berlin
Empfohlene Zitierweise:
Dierk Hoffmann: Drei Findbücher zu zentralen Archivbeständen von Partei und Staat in der DDR (Rezension), in: sehepunkte 6 (2006), Nr. 5 [15.05.2006], URL: https://www.sehepunkte.de
/2006/05/9914.html


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Drei Findbücher zu zentralen Archivbeständen von Partei und Staat in der DDR

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Die hier vorzustellenden Findbücher geben einen ersten Überblick zu drei großen und wichtigen Beständen des früheren SED-Parteiarchivs. Die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) hat vor zwei Jahren damit begonnen, einzelne Mikrofiche-Editionen in einer eigenen Reihe zu publizieren, mit der die Akten dieser für das Verständnis der Funktionsweise des SED-Regimes zentralen Archivbestände einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Die Editionen werden wiederum durch die o. g. gedruckten Begleitbände erschlossen, die auch als Online-Findbücher im Internetangebot des Bundesarchivs einsehbar sind. Jeder Begleitband enthält zunächst eine äußerst kurze Einführung in die Bestandsgeschichte; bei den Findbüchern Teil 1 und Teil 2 handelt es sich einfach um einen Wiederabdruck der Einführungen aus den bisher nur im Archiv einsehbaren Findbüchern, die 2002 bzw. 2000 erschienen sind. Es folgt ein Verzeichnis der verfilmten Signaturen mit knappen Angaben zu den enthaltenen Dokumenten und einem Verweis auf die jeweilige Mikrofichenummer. Abgerundet werden die insgesamt schmalen Einführungsbände durch mehrere Register, wobei leider nur das Findbuch zu Teil 3 einen Sachindex enthält. Empfehlenswert ist die Nutzung der Online-Findbücher, da sie nicht nur eine direkte Navigation innerhalb der Bestandsstruktur, sondern auch eine Volltextsuche in den Erschließungsangaben ermöglichen, was jedoch in der Praxis nicht immer gelingt. Außerdem kann über die Eingabe von Indexbegriffen die jeweilige Aktensignatur direkt angesteuert werden.

Während das Findbuch Teil 3 der chronologischen Gliederung der Protokolle des Zentralsekretariats bzw. des SED-Politbüros folgt, übernehmen die beiden anderen Findbücher die Bestandsstruktur nach inhaltlichen Gesichtspunkten. So sind die Überlieferungen aus den Büros von Walter Ulbricht und Erich Honecker nach einzelnen Themenkomplexen gegliedert: z. B. "Sicherheitspolitik", "Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik", "Wissenschaft", "Staat und Recht", "Kultur", Sport" oder "Kirchen und Religionsgemeinschaften" etc. Ein Inhaltsverzeichnis erleichtert dabei den thematischen Zugriff. Die Protokolle des Zentralsekretariats (1946-1949) und des Politbüros (ab 28. Januar 1949) sind nur über die jeweiligen Tagesordnungen erschlossen, die wiederum vollständig abgedruckt sind. Da in der SAPMO die Arbeitsprotokolle für das SED-Politbüro erst für den Zeitraum ab Anfang 1953 vorliegen, konnten diese für den dritten Teil der Edition, die nur bis Ende 1952 reicht, noch nicht berücksichtigt werden. Jeder Forscher, der sich mit der DDR-Geschichte beschäftigt, kennt die große Bedeutung dieses Aktenbestandes. Nur durch die genaue Abgleichung der Reinschriftenprotokolle mit den Arbeitsprotokollen lassen sich oftmals Entscheidungsprozesse innerhalb der SED-Führung ansatzweise rekonstruieren; anhand der Sachakten einzelner ZK-Abteilungen, Büros oder der Nachlässe ist dies oftmals von Zufallsfunden abhängig. Die Arbeitsprotokolle enthalten beispielsweise eingereichte Anlagen aus dem ZK-Apparat, die teilweise zurückgestellt wurden und somit nicht in den Reinschriftenprotokollen des Politbüros auftauchen. Eine Verknüpfung der beiden Bestände innerhalb der weiteren Mikrofiche-Edition würde daher in Zukunft einen qualitativen Fortschritt bedeuten und wäre eine nicht unerhebliche Arbeitserleichterung für den Nutzer.

Die Veröffentlichung der Findbücher und der Mikrofiche-Edition ist insgesamt zu begrüßen, auch wenn die Mikrofiche-Edition nur zu einem fast unerschwinglich hohen Preis käuflich zu erwerben ist. Eine Fortsetzung dieser Reihe ist offenbar geplant. Darüber hinaus bleibt aber noch zu hoffen, dass das Bundesarchiv die Protokolle der SED-Führungsgremien in einer textkritischen Edition - in den Standards vergleichbar zu den "Kabinettsprotokollen der Bundesregierung" - herausgibt: ein Vorhaben, das zweifelsohne äußerst arbeitsintensiv wäre. Entsprechende Erwartungen wurden jedenfalls in der scientific community 1994 in einer Auflistung der laufenden Forschungsprojekte zur DDR-Geschichte geweckt, die die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" in Auftrag gegeben hatte.

Dierk Hoffmann