KOMMENTAR ZU

Peter Hoeres: Rezension von: Christina von Hodenberg: Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945-1973, Göttingen: Wallstein 2006, in: sehepunkte 6 (2006), Nr. 9 [15.09.2006], URL: http://www.sehepunkte.de/2006/09/10792.html

Von Christina von Hodenberg

Als Autorin fühle ich mich hier sinnentstellend zitiert. Ich behaupte nirgendwo, dass die Kampagnen gegen Lübke und Oberländer auf Tatsachen beruht hätten. Vielmehr sage ich in einem generell gehaltenen Abschnitt (388):

"Die Bloßstellung bundesrepublikanischer Eliten stützte sich auf meist zutreffende Informationen, die propagandistisch aufgearbeitet wurden: mit der Publikation von 'Braunbüchern' und 'Graubüchern', Schauprozessen (...)." Zwar werden weiter oben im selben Abschnitt unter anderem die Namen Lübke und Oberländer genannt. Aber es wird ebenso betont, dass die Stasi belastendes Material propagandistisch verzerrte und "bisweilen auch fälschte".

Was das Missverständnis angeht, ich idealisierte die amerikanische Öffentlichkeit, möchte ich auf die Einleitung (14) verweisen: In der Studie "wird nach der ideellen Orientierung von Journalisten und Publizisten am Topos idealer Westdemokratien gefragt." "Solche Idealvorstellungen deckten und decken sich dabei keineswegs mit der realen Verfaßtheit der amerikanischen, englischen und französischen Gesellschaft: Zumeist wurden die durchaus vorhandenen illiberalen Züge (...) bewußt oder unbewußt ausgeblendet." Es geht also um die Rekonstruktion zeitgenössischer Ideen des "Westens", nicht um die Propagierung dieser Ideen. Deshalb setze ich "westliche Werte" auch überall in Anführungsstriche.

REPLIK

Von Peter Hoeres

Genau die pauschale Einschätzung, die DDR- bzw. Stasi-"Bloßstellung bundesrepublikanischer Eliten stützte sich auf meist zutreffende Informationen" (338), ist das Problem: semper aliquid haeret, auch dort, wo die DDR-Propaganda - leider viel zu spät - eindeutig widerlegt werden konnte. Der sich weiter unten auf der Seite befindende Halbsatz, dass die Stasi "bisweilen auch fälschte" (388) ist eine nur schwache Relativierung und für den Anspruch einer geschichtswissenschaftliche Arbeit viel zu allgemein gehalten.

Was den zweiten Punkt angeht, so ist mir die theoretische Konzeption durchaus klar, mir scheint sie nur, gerade durch die zahlreichen starken Wertungen innerhalb der Studie, im Fortgang verloren zu gehen. Diese Einschätzung mag jeder Leser selbst überprüfen.