Rezension über:

Christine Millimono: La secte des assassins XIe - XIIIe siècle. Des "martyrs" islamiques à l'époque des croisades (= Comprendre le Moyen-Orient), Paris: L'Harmattan 2009, 262 S., ISBN 978-2-296-07597-9, EUR 16,80
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Rezension von:
Tonia Schüller
Bonn
Redaktionelle Betreuung:
Stephan Conermann
Empfohlene Zitierweise:
Tonia Schüller: Rezension von: Christine Millimono: La secte des assassins XIe - XIIIe siècle. Des "martyrs" islamiques à l'époque des croisades, Paris: L'Harmattan 2009, in: sehepunkte 10 (2010), Nr. 7/8 [15.07.2010], URL: https://www.sehepunkte.de
/2010/07/17305.html


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Forum:
Diese Rezension ist Teil des Forums "Islamische Welten" in Ausgabe 10 (2010), Nr. 7/8

Christine Millimono: La secte des assassins XIe - XIIIe siècle

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In ihrem Erstlingswerk "La siècle des assasins" befasst sich die Historikerin Christine Millimono mit der "Sekte" der Assassinen. Hauptanliegen der Autorin ist es, mögliche Verbindungslinien zwischen diesen und heutigen muslimischen Selbstmordattentätern zu finden. Sie stellt sich die übergeordnete Frage, ob es sich bei den Assassinen um Idealisten gehandelt hat, die ihr Leben einem höheren Ziel opferten, oder um unter Drogen gesetzte Mörder.

Bezüglich des Vergleichs mit Selbstmordattentätern von heute spricht Millimono sicher einige interessante Punkte an. Insgesamt bildet ihre Studie jedoch eher eine Zusammenfassung einiger gängiger Werke zum Thema der Assasinen, die nichts wirklich Neues zur Forschung beiträgt. Man kann das Buch daher höchstens als Einführung benutzen, die die historischen Fakten und religiösen Hintergründe darbietet, ohne dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen.

Die Autorin geht chronologisch vor. Um die historischen Ereignisse für den Leser zu veranschaulichen, greift sie häufig auf lange Auszüge aus Reiseberichten und aus anderen narrativen Quellen zurück. Gerade bei der von ihr besonders ins Auge genommenen Frage nach der Beziehung zwischen Selbstmordattentätern damals und heute stellt Millimono die Reaktionen auf die Anschläge gerne nebeneinander.

Insgesamt gliedert sich die Studie neben Einleitung und Schluss in zehn Kapitel. Das erste Kapitel befasst sich mit dem Ursprung der Assassinen als schiitischer Splittergruppen und analysiert das Verhältnis zur übrigen muslimischen Gemeinde. Im Anschluss daran porträtiert die Autorin den Gründer und ersten Großmeister der Sekte, Hasan-i Sabbah, und skizziert anschließend die Verbreitung der Gruppe in Syrien und Persien. Die folgenden drei Abschnitte sind den persischen Assassinen gewidmet, wobei zunächst deren Hauptquartier, Alamut, vorstellt wird. Der sich nun anschließende Teil beschreibt die Art und Weise, wie die Nizariten ihre "Märtyrer" in Szene setzten und vermarkteten. Das fünfte Kapitel geht dann ausführlich auf die Geschichte der persischen Assassinen ein, die sich als bewaffnete Widerstandskämpfer gegen den sunnitischen Islam betrachteten. Ihre Attentate galten aus diesem Grund hohen Repräsentanten führender sunnitischer Dynastien.

In den beiden nächsten Abschnitten skizziert die Verfasserin die Entwicklung des syrischen Zweigs der "Sekte". Zunächst schildert Millimono ihre Lage als Minderheit in einer Region, in der hauptsächlich Christen und sunnitische Muslime lebten. Interessant ist hier vor allem das Verhältnis der Assassinen zu den Kreuzrittern. Die Autorin beschreibt das Gegen- und Miteinander beider Gruppen bis zur endgültigen Vernichtung der syrischen Nizariten. Im achten Kapitel geht Millimono noch einmal auf die Entwicklung der Sekte in Persien vom Tod ihres Gründers bis zu ihrer endgültigen Vernichtung durch die Mongolen ein. Es folgt ein historischer Überblick über das weitere Schicksal der Assassinen bis in die Gegenwart. In dem das Buch abschließenden Abschnitt versucht Millimono eine Antwort auf ihre eingangs gestellte Frage "Sind die Assassinen die Vorfahren der heutigen islamischen Märtyrer?" (197) zu geben. Millimono betont, dass die Assassinen nicht nur Idealisten und Selbstmörder waren, sondern konkrete politische und soziale Ziele verfolgten, die sie teilweise sogar umsetzen konnten.

Als Hauptschwäche des hier besprochenen Werkes mag man neben der eigentlich unzulässigen Fragestellung das Fehlen jeglicher Anmerkungen und Quellenangaben ansehen. Auch ist die die parallele Nutzung von Romanen, Reiseberichten, Werken anderer Forscher und Darstellungen zeitgenössischer Autoren für ein Werk mit wissenschaftlichem Anspruch inakzeptabel. Bestenfalls kann das Buch, wie gesagt, als populärwissenschaftliche Einstiegslektüre für den historisch Interessierten angesehen werden.

Tonia Schüller