Rezension über:

Sofia Boesch Gajano / Tersilio Leggio (a cura di): Da santa Chiara a suor Francesca Farnese. Il francescanesimo femminile e il monastero di Fara in Sabina (= sacro / santo. nuova serie; 21), Roma: viella 2013, 286 S., ISBN 978-88-6728-185-5, EUR 27,00
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Rezension von:
Paul Zahner
Franziskanerkonvent, Graz
Redaktionelle Betreuung:
Ralf Lützelschwab
Empfohlene Zitierweise:
Paul Zahner: Rezension von: Sofia Boesch Gajano / Tersilio Leggio (a cura di): Da santa Chiara a suor Francesca Farnese. Il francescanesimo femminile e il monastero di Fara in Sabina, Roma: viella 2013, in: sehepunkte 15 (2015), Nr. 2 [15.02.2015], URL: https://www.sehepunkte.de
/2015/02/26050.html


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Sofia Boesch Gajano / Tersilio Leggio (a cura di): Da santa Chiara a suor Francesca Farnese

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Oft ist es schwierig, ein bestimmtes Kloster oder eine wichtige Persönlichkeit aus einem Kloster in die Tradition eines Ordens einzuordnen, da direkte Zusammenhänge für Außenstehende häufig nicht einsichtig sind. Dies aber bewusst zu versuchen, zeugt von einem tieferen Bewusstsein einer örtlichen klösterlichen Tradition, die sich im Verlaufe von Jahrzehnten und Jahrhunderten zu entwickeln, auch aktuelle Reformideen aufzunehmen und der eigenen örtlichen Tradition anzupassen beginnt.

So versucht das vorliegende Werk einen Spannungsbogen zwischen dem Charisma von Klara von Assisi, von Francesca Farnese und ihrem Kloster in Sabina bis in die heutige Zeit hinein aufzubauen und so Wesenselemente der geistlichen Grundlagen einer örtlichen Gemeinschaft darzustellen. Grundlage dafür ist das Klara-Jubiläum 2011/12 und das in diesem Umfeld von den Klarissen Eremitinnen von Fara in Sabina, dem CESA (Centro Europeo di Studi Agiografici) und der Finanzverwaltung der Provinz Rieti organisierte Studientreffen "In onore di Chiara. La riforma farnesiana e il monastero di Fara in Sabina" vom 24. bis 26. Mai 2012 (7). Das Treffen vermochte es, verschiedenste Aspekte zusammenzufügen und die größere Tradition des örtlichen Klosters umfassend darzustellen.

In einem ersten Teil werden Biografie, Spiritualität und Kult im Umfeld von Klara von Assisi selber betrachtet (15-74). Dabei referieren hervorragende italienische Spezialisten klarianischer Spiritualität: Felice Accrocca über Frauen in der Nachfolge, besonders über Klara und ihre Schwestern, Marco Guida (ein Spezialist der Klara-Legende) über die kirchliche Lebensbeschreibung Klaras, Alessandra Bartolomei Romagnoli über den Klausurgedanken bei Klara und im Umfeld von M. Foucauld und Pietro Messa über die späte Beschreibung und Darstellung des Lebens Klaras.

Der zweite Teil erweitert die Sichtweise auf die franziskanische Präsenz in Sabina (77-132). Tersilio Leggio erörtert die Präsenz franziskanischer Männer und Frauen in der Region Sabina vom 13.-14. Jahrhundert. Daraus entsteht eine eigene umfassende Liste franziskanischer Wirkungsorte (97-102). Roberto Lorenzetti beschreibt einige dieser Orte historisch-bildhaft (bildliche Darstellungen der Konvente: 117-121) und Domenico Scacchi umreißt die religiösen Gemeinschaften im 19./20. Jahrhundert in der Zeit staatlicher Anfechtungen und der Auflösung einzelner Gemeinschaften.

Der dritte Teil erörtert die farnesianische Reform des 17. Jahrhunderts, die zu einer eigenen Entfaltung klarianischen Lebens führte (135-200). Stefano Andretta beschreibt die im deutschen Raum fast unbekannte Schwester Francesca Farnese (1593-1651), die die neuen Farneser Konstitutionen aus der Regel der heiligen Klara herausarbeitete und weitere Klöster in Albano und Palestrina gründete. Elena Onori formuliert den eindrücklichen künstlerischen Einfluss der Familie Barberini auf das Kloster S. Chiaria a Fara in Sabina, der dem Kloster einen eigenen kulturellen Standort verleiht (Bilder: 178-182). Alessandra Agneni gibt einen Einblick in aktuelle archäologische Untersuchungen der Küche des Klosters S. Chiara a Fara in Sabina und vermag so einige Alltagsfragen zur Geschichte des Klosters zu beantworten.

Der vierte Teil "Lo spazio del silenzio" (Der Raum des Schweigens) erörtert schließlich verschiedene aktuelle Einsichten in das Umfeld des Klosters von Santa Chiara (203-271). Francesca Sbardella beschreibt im Klosterbereich vorhandene und verehrte Reliquien, die das geistliche Leben der Schwestern mitzuprägen vermochten (Bilder: 219-223). Cristina Fabriani beschreibt Bastelarbeiten des Klosters für die liturgische Verwendung im Gebetsumfeld, Lia Barelli erörtert die Architektur des Klarissenklosters und Sveva di Martino beschreibt das Museum des Schweigens, das in neuester Zeit versucht, einen Aspekt des klarianischen Charismas zum Ausdruck zu bringen (Bilder: 263-267).

Das gesamte Buch fasziniert durch einen umfassenden und fundierten Einblick in die Geschichte und die heutige Realität des Klosters Santa Chiara di Fara in Sabina. Auch wenn nicht alle Themen ausgiebig beschrieben werden können, wie etwa die Spiritualität von Schwester Francesca Farnese selbst, wird doch zu jedem Thema etwas Grundlegendes gesagt, sodass das Buch einen hervorragenden Gesamteinblick in die Fragestellungen zu geben vermag. Leider werden dabei von den Herausgebern Ordensleute nicht ausdrücklich als Ordensleute bezeichnet, was bei einigen Artikeln und ihren Autoren und Autoreninnen für das Verständnis hilfreich gewesen wäre. Auch sind für Lesende, die nicht aus Italien stammen, einige Ortschaften und besondere Begriffe (z.B. "oggetti di paglia") nicht sofort verständlich, was die internationale Beachtung des Buches beeinträchtigen kann. Auch eine kurze englische Zusammenfassung am Ende des Buches würde seine internationale Beachtung entscheidend verstärken können.

Die Einordnung des Buches in die italienische Reihe "sacro / santo. nova series 21" ist wertvoll, da durch diese Buchreihe wichtige Themen italienischer Provenienz veröffentlicht und so in einen gemeinsamen Zusammenhang gestellt werden können. Dass die drei Mitherausgeberinnen dieser Buchreihe den Blick besonders auf Frauen werfen, ist zu begrüßen, dient dies doch einer profunderen Erschließung von Themen, die bisher in der Ordensgeschichte nicht in der gewünschten Tiefe behandelt worden sind.

Paul Zahner