Rezension über:

Heidrun Ochs: Geschichtswissenschaftliches Schreiben lehren (= Kleine Reihe. Hochschuldidaktik. Geschichte), Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2016, 54 S., ISBN 978-3-7344-0353-8, EUR 9,80
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Rezension von:
Adrian Jitschin
FernUniversität in Hagen, Regionalzentrum Frankfurt
Redaktionelle Betreuung:
Peter Helmberger
Empfohlene Zitierweise:
Adrian Jitschin: Rezension von: Heidrun Ochs: Geschichtswissenschaftliches Schreiben lehren, Schwalbach: Wochenschau-Verlag 2016, in: sehepunkte 17 (2017), Nr. 10 [15.10.2017], URL: https://www.sehepunkte.de
/2017/10/30658.html


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Heidrun Ochs: Geschichtswissenschaftliches Schreiben lehren

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Die Tätigkeit als Geschichts-Dozent und Dozentin ist nicht einfach. Es wird erwartet, jedes Semester Lehrveranstaltungen anzubieten und dabei originell sowie didaktisch wertvoll zugleich zu sein. Heidrun Ochs will mit dem Büchlein zum Thema Geschichtswissenschaftliches Schreiben lehren dabei eine Hilfestellung bieten.

Dem Werk vorangestellt ist die These, dass das Schreiben "für die universitäre Bildung kaum überschätzt werden kann." (6) Ochs hält die Vermittlung der Schreibfähigkeit für ein zentrales Element der geschichtswissenschaftlichen Didaktik. Als solche müsse sie von den Fachwissenschaftlern gegenüber den Schreibzentren und -laboren verteidigt werden. Denn die Schreibkompetenz sei am besten in Kombination mit einer fachlichen Methode und einem wissenschaftlichem Thema zu vermitteln. So gestaltet sie einen Vorschlag für eine einsemestrige Veranstaltung für Erst- und Zweitsemester, die moderne Schreibtechniken mit der klassischen Ausbildung zum Historiker verknüpft.

Bei dieser Lehrveranstaltung solle die Organisation des Lesens für die Vermittlung von Schreibkompetenz geschult werden. Größten Wert habe dabei die Schulung zur Textanalyse. Studierende sollten zunächst Leseziele vermittelt bekommen, der Dozenten dabei gezielte Impulse setzten. So solle er sie abfragen, wie weit ein bestimmter Text faktengestützt sei. Handele es sich um einen wissenschaftlichen Text oder verfolge er ein anderes Ziel? Durch kritisches Kommentieren sollen die Studierenden ihr eigenes Urteilsvermögen schärfen und mit verschiedenen Textformen vertraut werden. Erst wenn dieser Prozess abgeschlossen sei, sollten sie ermutigt werden, eigene Texte zu verfassen. Dieser zweite Schritt des Verfassens eigener Texte sei so zu vermitteln, dass er in einen organisierten Schreibprozess führe. Denn Planung sei "das halbe Leben" (24). Studierende sollten sich leitende Grundfragen stellen und ihren Schreibprozess in verschiedene Abschnitte gliedern, eine Erzählstrategie für den von ihnen zu produzierenden Text entwickeln. In einer finalen Überarbeitung sollten sie ihn anhand seiner Lesbarkeit, Wissenschaftlichkeit und Schlüssigkeit überprüfen.

Das Werk ist Teil der "Kleinen Reihe Hochschuldidaktik Geschichte", die mittlerweile neun Bände umfasst. Jeder dieser Bände ist für 9,80 Euro zu haben, jeder bildet einen Baustein für die Lehre von Geschichtswissenschaften. Zusammen sind sie eine willkommene Unterstützung für Geschichtsdozierende. Zwar mangelt es nicht an Einführungen in das Wissenschaftliche Arbeiten; diese gibt es in großer Zahl. Doch zumeist sind sie recht allgemein gehalten und Dozierende müssen sich die für die eigene Lehrsituation zutreffenden Informationen zusammensuchen. Das ist bei dieser Reihe anders: Man erhält eine passgenaue Schrift für ein spezifisches Problem. Dieser Ansatz ist originell und guttuend.

Da Ochs nicht den Anspruch erhebt, mit dem Werk eine generelle Einführung in geschichtswissenschaftliches Schreiben zu liefern, kann ihr auch nicht vorgehalten werden, dass sie zu spezifisch wäre. Denn spezifisch zu sein, ist ihre Absicht: Sie liefert eine gut verständliche, methodisch sauber geschriebene Handlungsanweisung, wie ein bestimmtes Seminar von ersten Überlegungen bis zur letzten Sitzung gestaltet werden kann. Dabei gibt sie eine Reihe von Handlungsempfehlungen und begleitet jedes Kapitel mit einer Bibliografie, die es ermöglicht, ergänzende Informationen schnell zu beschaffen.

Ob das vorliegende Werk 'sinnvoll' ist, daran dürften sich die Geister scheiden: Es gibt in Historischen Seminaren Dozierende, die der Ansicht sind, dass bei den Studierenden das Wissen um das Wissenschaftliche Arbeiten emergieren müsse. "Schreiben lernt man nur durch Schreiben" lautet ein solcher Satz, den man immer wieder mal hört. Wer eine solche Auffassung vertritt, vermag in der Publikation von Ochs wenig Nützliches erkennen. Wer dagegen der Ansicht ist, dass Wissenschaftliches Arbeiten systematisch, didaktisch und schrittweise gelehrt werden soll, der mag in der Publikation ein geschätztes kleines Werkzeug erkennen, das er kundig für diesen Zweck einzusetzen vermag.

Adrian Jitschin