Geschenktipps (nicht nur) zu Weihnachten

Ulrike von Hirschhausen, Rostock / Berlin


Marita Krauss: Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen. Das Leben der Lola Montez, München: C.H. Beck Verlag 2020.
Lola Montez kostete den bayerischen König Ludwig I., erst Geld, dann seine Nerven und schließlich die bayrische Krone. Die Britin Eliza Gilbert, die um 1840 als "spanische Tänzerin" das vormärzliche Europa ebenso wie den bayerischen König betörte, verdient eine Biographie wie diese. Gekonnt geschrieben, wunderbar zu lesen, und erstmals auch auf der Basis der Tagebücher Ludwig I. erzählt Marita Krauss die Geschichte der Diva als Geschichte eines globalen Vormärz. Leserinnen und Leser, die dieses Buch zu Weihnachten bekommen, können sich freuen: Auf dem eigenem Sofa reisen sie mit Montez in die Metropolen Europas, von London, München und Paris weiter nach New York, in die Wüste Nevadas und nach Australien und folgen Montez' Vexierspiel mit wechselnden Identitäten, dass die Bühnen der Welt im Leben dieser Frau verband.

Andreas Kossert: Flucht. Eine Menschheitsgeschichte, München: Siedler Verlag 2020.
Andreas Kossert hat mit "Kalte Heimat” (2008) eine neue Perspektive auf die Geschichte der deutschen Vertreibung eröffnet. In seinem neuesten Buch, einer Globalgeschichte der Flucht, weitet er den Blick auf unterschiedliche Formen von Vertreibung, Umsiedlung, ethnischer Säuberung oder Gewaltmigration. Doch er erzählt diese Geschichte als Geschichte von Menschen mit Namen und unterscheidbarer Geschichte. Welche Gründe für die Flucht aus Ostpreußen, Syrien oder Indien treibend sind, und welche existenziellen Erfahrungen mit dem Verlust der Heimat einher gehen, entfaltet Kossert anhand von Tagebüchern, Erinnerungen und Briefen und hält die gebotene Distanz des Historikers dabei dennoch ein. Woher auch immer sie flohen und wo sie ankamen: Flüchtlinge sind Akteure der Weltgeschichte. Und Kossert gibt ihnen mit diesem Buch eine Stimme.

Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt, Stuttgart: Klett-Cotta 2020.
Schlanke 200 Seiten genügen Iris Wolff, um uns in die Geschichte einer deutsch-rumänischen Familie im Banat zu entführen. Und dort bleiben wir gebannt für die Zeit der Lektüre, denn Wolff hat eine Sprache, die fesselt, wenn sie vom Kleinstadtleben in Hermannstadt erzählt. Ein Mikrokosmos menschlicher Beziehungen entfaltet sich, in denen die Zeitgeschichte des östlichen Europas eingewebt ist. Mehr möchte ich hier nicht verraten, sondern mit dem Kommentar eines Lesers enden: "Diesen Weg mit ihr zu gehen, auf diesen Roman und seine wunderbare Sprache also sich einzulassen, in ihm zu versinken, ist ein großes, sehr berührendes Erlebnis."

Elefanten. Ein Porträt von Rüdiger Schaper, Berlin: Matthes und Seitz 2020.
Den Trampelpfaden der Elefanten folgt Rüdiger Schaper, Feuilletonchef des TAGESSPIEGEL, in seinem hinreißenden, kleinen Buch. Kongenial hat der Berliner Verlag Matthes und Seitz den Text durch eine Fülle von Porträts der Rüsseltiere in Szene gesetzt. In neun Kapiteln entfaltet Schaper eine Kultur- und Naturgeschichte der Elefanten, über die ein indisches Sprichwort des 16. Jahrhunderts bis heute Gültiges sagt: "Man reitet den Elefanten nicht. Man wird als Passagier dort oben geduldet". (45)!