Wenige Auswertungen der frühchristlichen Kirchenarchäologie zu zentralen Denkmälern sind so lange angekündigt geblieben und so dringend erwartet worden wie das vorliegende Buch. So hat das Werk schon vor seinem Erscheinen auf dem Buchmarkt mehrere an ansehnliche Fachzeitschriften vergebene und in einem Fall sogar eine vor seinem eigenen Erscheinen veröffentlichte Rezension erlebt. [1] Winfried Weber, der jüngste der Ausgräber am Trierer Dom, legt in drei hochwertig gestalteten Bänden den südwestlichen Bereich der so genannten Doppelkirchenanlage mit verschiedenen Grabungen vor, die hier zwischen 1902 und 2003 unter anderem von ihm selbst durchgeführt wurden. In der forschungs- und erforschungsgeschichtlichen Einleitung wird auch die Teilung des dicht mit archäologischen Quellen besetzten Grabungsareals in Quadranten erläutert. Zum Nordwestteil waren die Funde der Ausgrabungen schon 2001 und zum Südwestteil 2006 von Hiltrud Merten vorgelegt worden. [2] Zum "Becken im Kokskeller" (SW 2276), vielleicht ein spätantikes Baptisterium, werden außer in dieser Grabungsgeschichte (18; 20-23 mit Abb. 9-11), die erläutert, warum der Befund so schlecht dokumentiert ist, noch an anderen Stellen des Buches nähere und auch interpretatorische Ausführungen gegeben (bes. 259-262; 277 f.; 283; 325; 423).
Auf die Beschreibung der geomorphologischen Gegebenheiten folgt ein nach den von Weber definierten Bauphasen gegliederter ausführlicher Befundkatalog in Fließtextform mit ausgewählten Bildern. Der Rezensent hätte hier einen reinen Befundkatalog mit kurzgefassten, formal gegliederten Angaben für die Übersicht als hilfreicher eingeschätzt. Ausufernde Fließtexte mit dem hier vorliegenden beschreibenden Charakter, Beleg für jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Befund, werden zu selten - wenn überhaupt - im wirklichen Sinn "gelesen", wenn der Leser versucht, die Grabungspublikation nachzuvollziehen. Meist blättert man stattdessen mühevoll hin und her, wenn man einen bestimmten Befund sucht. Hilfreich wäre hier eine Marginalspalte mit den jeweils behandelten Planquadrat- und Befundnummern gewesen. Ebenfalls nach Phasen geordnet wird Webers Interpretation im jeweiligen Anschluss an die Befundbearbeitungen vorgelegt. Der Zusammenfassung der Ergebnisse in mehreren Sprachen folgen ein äußerst knapp gehaltener, numerisch aufgezählter Befundkatalog und die Auflösung der Literaturhinweise. Die beiden Bände mit Beilagen und Tafeln bringen die Zeichnungen der einzelnen Schnitte und Plana sowie zusammenfassende Übersichten zu den einzelnen Bauphasen und Fotos. Eine nützliche Hilfe für die schnelle Orientierung sind die gelegentlichen Hinweise auf die Lage besprochener Befunde im Planquadratraster, das auf Seite 14, Abb. 5 und 17 sowie Abb. 7 abgedruckt ist. Die in der Rezension wiedergegebenen Phasen der von Weber vorgelegten Befunde sind in den Beilagen von Band 2 unter Beil. 9-19 in synoptischen Plänen zu finden. Deren Befundnummern sind allerdings sehr klein gedruckt.
Die ältesten festgestellten Spuren römerzeitlicher Bebauung der Phase Ia sind Straßen und Wohngebäude. Die unvollständigen Befunde lassen das Bild eines in der Erweiterungsfläche der augustischen Kernstadt angelegten Rasters von Straßen- und Wohnbauten entstehen. Die älteste Architektur im Gelände entstand nach den wenigen stratifizierten Funden zu urteilen in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts und wurde bis in die 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts entwickelt.
Phase Ib geht mit einer Niveauerhöhung und der Verdichtung der Bebauung einher. Einige Scherben belegen, dass diese Arbeiten im 3. Jahrhundert von statten gingen, ein Gefäß könnte evtl. auch schon in das frühe 4. Jahrhundert gehören. Dazu wird in den Befundbeschreibungen auf Tafeln mit den Schlüsselfunden (hier z.B. Taf. 3,5, 2,7 usw.) verwiesen, erschlossen durch die bereits seit längerer Zeit vorliegenden Fundbearbeitung von Hiltrud Merten.
In der nun folgenden Phase Ic lassen sich verschiedene Umbauten an teils weiter genutzten Mauerbefunden und ganz neue Raumeinheiten (R 15 und 16) feststellen. Die Verschmälerung von Straßenführungen (etwa SW 3031) durch Seitenbebauung (SW 3047) ist als typisch spätantikes Phänomen auch in Trier festzustellen. Mit der Phase Ic verbundene keramische Funde stammen aus dem 2./3. Jahrhundert und hier, wie einige Münzen, aus der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts bzw. dem Beginn seines letzten Viertels. Einzelne Scherben des 4. Jahrhunderts könnten aus umgelagerten späteren Schichtenzusammenhängen herrühren. Bei den älteren Grabungen von 1902/03 sind einige Dokumentationsfehler enthalten, die nicht mehr aufgelöst werden können.
Den letzten Abschnitt der Phase I nach Weber markieren die im Folgenden behandelten Um- und Erweiterungsbauten aus Id. Auch hier wird der beschriebene Bereich von Wohnbebauung eingenommen, datierbar in die Zeit vor und nach dem Jahr 300. Auffälliger ist der fast 11 m lange, mit der Westapsis 690 (Abb. 60-63) bei gleichzeitiger Aufgabe von Raum 18 versehene, neue Apsidenraum R 28, den Weber versuchsweise als Speisesaal interpretiert (87). Die inneren Maße betragen 5,70 m × 8,10 m. Hinzu kommt die Tiefe der 4,64 m breiten Apsis von nochmal 2,82 m. Münzen aus den 310er Jahren zeigen die Nutzung dieses Zimmers bis in das zweite Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts an. Zu den Raumbenennungen vgl. die entsprechenden Beilagen. R 28 ist z.B. auf Beil. 9 in der Übersicht und mit den umgebenden Räumen zu finden.
Insgesamt liegt in den Phasen I a-d eine Wohnbebauung in Form von Streifenhäusern vor. Ein Teil der Räume war beheizbar. Die gerundete Fundamentstickung SW 1428 aus Phase Id weist auf die Existenz mindestens eines weiteren Apsidenraums hin. Die Wohnbauten wurden insgesamt vor Beginn der Phase II wieder abgebrochen. Man planierte das Gelände, um hier auf einem 1.500 m2 großen Bauplatz die älteste, südwestliche der späteren vier großen Basiliken errichten zu können. Der teils in den gewachsenen Boden fundamentierte, teils auf älteren Fundamenten gründende Bau besteht in den beiden westlichen Dritteln aus einem dreischiffigen Saal mit überbreitem Mittelschiff und einem durch Streifenfundamente dreigeteilten Ostschluss (Plan ohne Befundnummern 143, Abb. 124, mit sehr klein gedruckten Befundnummern vgl. die Beil. 10 und 11). Der Westteil ist leicht schiefwinklig ausgeführt und bei lichten Ausmaßen von bis zu 30 m annähernd quadratisch gestaltet. Hinzu kommen nochmals 9 m Länge des dreigeteilten Ostschlusses. Über Zugänge, Türen etc. zwischen dem mittleren Bereich und den angebauten Seitenräumen ist nichts bekannt. Auch der langgezogene Raum hinter dem eingezogenen Ostschluss der Basilika ist in Hinsicht auf seine Zugänglichkeit nicht zu interpretieren. Jedenfalls war der südliche Nebenraum von außen (Schwelle SW 400) zu betreten. Teile der beiden Seitenräume im Osten waren beheizbar und durch Binnenmauern weiter untergliedert.
Neben hochwertigen Säulen belegt vor allem die aufwändig verzierte Deckenmalerei (134-137, Abb. 116-122) den guten Ausstattungsstandard der basilikalen Anlage. Bei der Rekonstruktion der Proportionierung der Säulenschäfte zieht Weber stadtrömische Kirchen des 4. und 5. Jahrhunderts heran (142), womit er erstmals in der Befundbesprechung eine hypothetisch angenommene Funktionsdeutung auch für Trier impliziert. Im Folgenden wird die Bestimmung von Fenstergrößen etc. vorgenommen und so der Trierer Südwestbau im Aufgehenden fassbar gemacht. (144-118 mit Abb. 125-128). Jetzt wird der Ostschluss als "Sanktuarium" bezeichnet (152) und das, obwohl nicht nur "sichere Hinweise auf die Position des Altares" (ebd.) fehlen, sondern schlicht kein einziger Hinweis auf eine kirchliche Nutzung vorhanden ist. Weber untermauert seine kirchliche Deutung des Trierer Südwestbaus durch Vergleich mit der Architektur nordafrikanischer Kleinkirchen mit Rechteckchor, besonders dem in neuerer Zeit entdeckten Beispiel von Zilil in Marokko, die im (Nord)-"Westen" ähnlich nur in Aquileia und eben in Trier zu finden sei. Die Funktion der Ursprungsanlage von Aquileia [3], ein hinsichtlich der Trierer Deutungsproblematik nicht nachstehender Befund, wird hier aber nicht diskutiert, ebenso wenig wie die Entstehung gerade frühchristlicher Kirchenraumkomplexe, die sich um einen Hof gruppieren und gelegentlich auch aus vorhandener Architektur entwickelt wurden. Die beiden Trierer Mittelstützen im zum großen basilikalen Raum geöffneten Bereich des östlichen, eingezogenen Rechteckschlusses findet Weber in der spätantiken Architektur öfters und besonders treffend bei der Kirchendarstellung auf dem bekannten Grabmosaik aus dem tunesischen Tabarka wieder, das sich heute im Louvre befindet.
Die Funde aus den Planierschichten unter dem Bau besitzen einen terminus post quem von 316 (151). Eine weitere zwischen 318 und 320 geprägte Münze könnte "auch erst später" in diese Schichten gelangt sein (152). Bemerkenswert erscheint die Heranziehung von Absenz von Fundmaterial zur Eingrenzung dieser Datierung nach oben in Form von "Da in den (...) Schichten kein Material aus den zwanziger Jahren des 4. Jahrhunderts gefunden wurde, ist die Bauphase IIa wohl nach 316 und vor 320 (...) zu datieren" (152). Schließlich plädiert Weber für die Deutung des Südwestbaus als Kirche der 310er Jahre, einerseits mit dem Verweis auf den ähnlichen Grundriss von Zilil in Marokko sowie der anderen in Nordafrika, also recht weit entfernt liegenden ähnlichen Grundrisse spätantiker Kleinkirchen, und andererseits mit der Einzigartigkeit des Trierer Grundrisses, der zu einer Zeit entstanden sei, als man sich noch in einer "Experimentierphase" des Kirchenbaus befand (152 f.). Der Verfasser formuliert auch, dass Trier den nordafrikanischen Beispielen zeitlich vorausgehe, obwohl diese meist gar nicht präzise datiert sind und schon entfernt nicht so präzise wie die weiter oben für Trier vorgetragene und sogar mit der Absenz von Funden der 320-Jahre begründeten frühen Datierung. Vielleicht liegt dem das Bestreben zu Grunde, den Bau möglichst früh und eben in die Amtszeit des Bischofs Agritius zu verweisen. Deutet man die von Winfried Weber hier vorgelegte Trierer Südwestbasilika mit ihm als Kirche, stellt sich also nach seinen eigenen Ausführungen die Frage, ob man der These eines einzigartigen Grundrisses im Sinne einer architektonischen Experimentierphase folgen möchte oder vielleicht doch im Sinn einer Vergleichbarkeit mit Kirchenbauten, die durch erhaltene Einbauten als solche erwiesen sind, in Nordafrika argumentieren möchte. Schließlich lässt Weber noch anklingen, dass auch der vorausgehende Apsidenbau der Phase I d - aufgrund der "offensichtlichen Bezugnahme" der Südwestbasilika auf diese ältere Architektur - mit jener gestalterische und lagebezogene Gemeinsamkeiten besitze. Eine funktionale Deutung des Apsidenbaus bleibe aber Spekulation. Das ist richtig, sind doch solche retrogressiven Schlussfolgerungen methodisch nicht zulässig.
Die jetzt besprochene Phase II b bringt einige Veränderungen, vor allem des im Befund erhaltenen Hypokaustensystems der Südwestbasilika. Der östliche Mittelraum wurde nach Norden und Süden erweitert. Da die Böden des Gebäudes weitgehend fehlen, kann aber nichts über weitere Veränderungen im Inneren und damit vielleicht auch des Nutzungskonzepts ausgesagt werden. Ein auf dem angenommenen Außenniveau in einer Planierschicht gefundener, wenig abgegriffener Follis des Constans (171) zeigt an, dass um oder nach 347/48 vielleicht mit einer Baumaßnahme zu rechnen ist. Dazu passt eine zwischen 330 und 340 geprägte Münze in den Hypokausteneinbauten von IIb und eine Münze von 333/34 aus den Bauhorizonten. Bei einer Feuerstelle wurde eine 388-403 geprägte Münze gefunden, die eine Nachnutzung des 5. Jahrhunderts anzeigen könnte (172). Bemerkenswert ist die in ihrem Bestand neuzeitlich veränderte, gerundete grob verputzte, nicht fundamentierte und nur knapp 30 cm dicke Mauer SW 738/2022 mit dem anlaufenden Lehmboden SW 2117 und dem aufliegenden Ziegelblock SW 2088 (159 f.). Vorsichtig bringt Weber für diesen kaum zu klärenden, architektonisch eher filigranen Befund, für den die Ostmauer SW 737 aufgestemmt wurde, eine mögliche Deutung als Priesterbank oder betontem Sitz des Bischofs ins Spiel (173), auch wenn eine solche Installation angesichts der Größe des Gesamtbaus vielleicht eher mit einer weiteren Öffnung erwartbar wäre.
In der folgenden Phase III a wird die Hypokaustenanlage im Südwestbau verfüllt und ein neuer Fußboden eingebracht. Im mittleren Bereich umfasst dieser Estrich SW 465 den abgebrochenen Säulenschaft SW 1178 (177, Abb. 152). Wie hoch dieses Fragment einer ehemals 3 m hohen Säule ursprünglich über den Boden ragte, und ggf. was darauf stand, oder wozu es diente, ist unbekannt. Weber rekonstruiert darauf eine Mensaplatte (205, Abb. 183) und bezeichnet dies hypothetisch als "Gabentisch" (211). Die Dreiteilung des Ostschlusses wurde aufgehoben. Nördlich fügte man jetzt einen annähernd quadratischen Bau an, der in seinem Inneren mit einem Wasserbecken von mehr als 65 m2 Fläche ausgestattet war. In den älteren Grabungspublikationen angeführte Stufen, die in das Becken hineingeführt hätten, erwiesen sich als Mauerausbrüche (202). Vor der Südseite ist der unklar dokumentierte Befund von zwei Marmorplatten (SW 217 A/B) zu erwähnen, die möglicherweise zu einer Treppe gehört haben könnten, die zu unbekanntem Zeitpunkt dem Beckenrand außen an- bzw. vorgebaut worden wäre. Als Tiefe des Beckens errechnet Weber 116-118 cm und nimmt, da er es als Baptisteriumspiscina deutet, vollkommen hypothetisch mehrere Blockstufen an (202). Nach dem Zulauf SW 100A der zweiten Nutzungsphase des Beckens zu urteilen, ermögliche diese "demnach nur eine Füllhöhe von ca. 29 cm" (202). Weiter unten heißt es 323 "nur knapp 30 cm". Beim Nachrechnen fiel dem Rezensenten auf, dass die Unterkante von SW 100A im Text allerdings als mit -1,58 m und im Katalog als mit -1,38 m angegeben ist. Damit ergäbe sich im Zusammenspiel mit dem Beckenestrich SW 225 eine mögliche Füllhöhe von entweder 48-49 cm oder 28-29 cm. Ein Profil, das den Kanal zeigen würde oder ergänzende Angaben, die eine Einschätzung ermöglichen würden, welcher Zahlendreher vorliegt, fehlen. Einstweilen ist also die möglicherweise zu rekonstruierende Wassertiefe der älteren Phase des großen Quadratbeckens nur allgemein als relativ gering zu beschreiben. Aus dem Zerstörungsschutt und einem verfüllten Kanal stammen Verputzreste eines repräsentativen Deckenputzes (204, Abb. 182). Ob der Raum in Form eines Umgangs mit offener Mitte über dem Becken gestaltet war, wie der Rezensent sich vorstellen kann, oder komplett eingedeckt gewesen ist, kann nicht entschieden werden. Weber plädiert für einen komplett geschlossenen Raum. Von einem durch Kempf postulierten zwölfeckigen Mittelfeld der Decke sind jedoch keine Fragmente erhalten (203). Das mit seinem geringen Wasserspiegel kaum funktional zu liturgischen Zwecken nutzbare Becken mit seinem hochwertig ausgestatteten Umgang als repräsentativem Mittel- und Erschließungspunkt der neuen, größeren baulichen Anlage, die dem Südwestbau folgt, zu interpretieren, korrespondiert nach Meinung des Rezensenten am leichtesten mit der von Weber festgestellten Umgestaltung des ehemaligen gegliederten Ostschlusses des Südwestbaus zu "Durchgangsbereichen" (211). Während der neue Mittelraum zur zunächst bestehenden Südwestbasilika eine breite Anbindung besitzt, scheint nach Norden in der möglicherweise nur schlecht erhaltenen bzw. dokumentierten und einer anderen Publikation vorbehaltenen Mauer NW 698 nur eine kleine Tür (NW 698C) erfasst zu sein. Die genauen Möglichkeiten zur Rekonstruktion der Zugangssituation wird in der Publikation der Befunde der nördlichen Hälfte der Trierer Domgrabung folgen. Auch die Räume und die Anbindung nach Osten und Westen sind archäologisch nur unklar erfasst (211 f.). Zu der für ein Baptisterium merkwürdigen Übergröße der Piscina und den außergewöhnlich niedrigen Wasserstand für eine solche Funktionsbestimmung nimmt Weber nicht detailliert Stellung. Über die zugehörigen Münzen aus dem Zeitraum der 330er Jahre bis um 340 sind die Baumaßnahmen inklusive des zentralen Beckens wohl an den Beginn des 2. Drittels des 4. Jahrhunderts zu verweisen (218).
In Phase IIIb werden in die Westwand der Südwestbasilika in den Seitenschiffen Türen angelegt. Das große Wasserbecken wird nach einem Brand mit einer neuen Bodenplattierung anstelle des bisherigen Estrichs versehen. Terminus post quem dafür ist das Jahr 388, nach Münzen der theodosianischen Dynastie, sodass Weber diese Baumaßnahmen in die Zeit nach den Frankenzerstörungen des frühen 5. Jahrhunderts verweist (244). Jetzt liegt die UK des Zuflusses (SW 100A) bei Höhe -1,38 oder -1,58 und die Bodenoberfläche SW 216 bei -1,71-75, anstatt in Phase III a noch bei -1,85-87 (SW 225). Der mögliche Wasserstand beträgt nach den Angaben im Text nunmehr höchstens gerade noch ca. 35 cm oder nach denen im Katalogteil sogar nur 15 cm. Für ein frühchristliches Taufbecken, und noch dazu ein so großes, erscheint ein so geringer Wasserstand extrem unwahrscheinlich. Für vergleichbare Befundlagen in anderen Kirchengrabungen ist es interessant, dass die Türschwellen im südlichen und im nördlichen Seitenschiff 18 cm Höhenunterschied und auch die Estrichlagen SW 1790 und SW 1700 in der Höhe 10 cm voneinander abweichen. Oft werden in der Kirchenarchäologie solche Unterschiede als eigene Bauphasen bestimmt.
Phase IVa ist im Wesentlichen ein Neubau nach einem massiven Zerstörungshorizont, subsummiert unter mehreren Befundnummern (257). Die Außenmauern scheinen die Zerstörung aber weitgehend unbeschadet überstanden zu haben. Östlich der Architektur mit dem großen Becken wird in den ehemals hypokaustiert beheizbaren Raum ein rundes Becken, vielleicht eine Taufpiscina eingebracht. [4] Die Anhaltspunkte für bauliche Veränderungen sind wenige, und die Chronologie nicht ist ganz scharf (262). Weber ordnet sie den Baumaßnahmen des Bischofs Nicetius um die Mitte des 6. Jahrhunderts zu.
Phase IVb bringt im westlichen Teil eine Planierung, die in einer offenen Fläche liegenblieb und Reste von als Wohnbebauung zu interpretierenden Befunden. Funde sind nur schlecht dokumentiert geborgen worden, darunter aber auch Keramik Badorfer und Pingsdorfer Machart, sodass die Schichten bereits karolingerzeitlich oder sogar noch später zu datieren sind. Das neue, kleinere als Baptisteriumspiscina gedeutete Rundbecken könnte nach Weber vielleicht bis in die folgende Phase V genutzt worden zu sein. Diese datiert Weber aber bereits in das 10. Jahrhundert (284), damit wird eine Kontinuität der Funktion als Baptisterium bis in diese Zeit, in der in der Regel Kinder im Kirchenraum in einem Taufbecken getauft wurden, sehr unwahrscheinlich. In Phase VI wurden die Mauern der ehemaligen Südwestbasilika ausgebrochen. So entstand ab dem 11. Jahrhundert der Domfreihof. In den folgenden Phasen VII des 11./12. Jahrhunderts und VIII aus dem 13. Jahrhundert entstanden Wohn- und Kuriengebäude, die in Phase IX in der frühen Neuzeit weiter ausgebaut wurden. Die letzte Phase X betrifft vor allem Veränderungen im Außengelände dieser Bauten, die bis ins 21. Jahrhundert reichen.
Insgesamt liegt nun erfreulicherweise ein gravierender Teil der Trierer Domgrabung vor. Im Wesentlichen handelt es sich um die Neugrabung, die der Autor in großen Teilen selbst verantwortet. Weber ist um die Nachvollziehbarkeit seiner Beobachtungen bemüht und diskutiert oft nicht nur eine Möglichkeit der Deutung, auch wenn er sich meist für eine entscheidet. Hinsichtlich der Funktion und der kirchlichen Ansprache des Südwestbaus legt sich Weber früh und vielleicht etwas zu eindeutig fest. Die gemischte Argumentation mit historischen Überlieferungen ist im Übrigen jedoch stark zurückgenommen und meist auf die Zusammenfassung verschoben. So taucht die Hypothese von der "Bischofskirche des Agritius" erst hier auf (bes. 321f.). Es bleibt abzuwarten was die hoffentlich folgende Bearbeitung und Vorlage der übrigen Bereiche der Altgrabung ergibt. Bis dahin wäre, folgt man Webers Deutung als geplanten und voll als Kirche genutzten Komplex mit den vier Basiliken, dieser nicht nur "zu den größten Kirchen des 4. Jahrhunderts gehörend" (323), sondern schlicht die mit Abstand größte Kirchenanlage in der frühchristlichen Welt überhaupt, auch gegenüber den großen Hauptstädten. Wohl deshalb wird hier nicht mehr das Superlativ der bebauten Fläche von 12.000 m² bemüht, das Weber gelegentlich in älteren Aufsätzen benannt hatte. Schließlich argumentiert der Autor in den Fragen zur Funktion des Südwestbaus und des vorgelagerten Raumes mit dem großen Becken fast ausschließlich über Vergleiche. Andererseits bezieht er sich immer wieder auch auf das Alleinstellungsmerkmal der Trierer Architektur. Gerade die Diskussion des Gesamtkomplexes, die in den ausstehenden Publikationen folgen muss, wird hier weiterführen. Nach Meinung des Rezensenten würde sich für den Trierer Dom und seine Bauphasen eine simulierende Rekonstruktion mit dem Charakter einer wissenschaftlichen Methode mit Rückwirkung auch auf die Befundinterpretation der Archäologie anbieten. Das vorliegende Werk ist für das Verständnis der Trierer Domgrabung grundlegend und sollte unverzichtbarer Bestandteil jeder kirchenarchäologischen Bibliothek sein.
Anmerkungen:
[1] Beat Brenk, in: Bonner Jahrbücher 217 (2017), 599-602.
[2] Hiltrud Merten: Die Ausgrabungen auf dem Domfreihof (Nord-Westbereich). Die Funde. Die Trierer Domgrabung 1. Kataloge und Schriften des bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier 7,1,1, Trier 2001; Dies.: Die Trierer Domgrabung 2. Die Ausgrabungen in der Kurie von der Leyen und der Liebfrauenstr. (Südwest-Bereich) 1. Die Funde. Ebd. 7,2,1, Trier 2006.
[3] Sebastian Ristow: Gruppierungen frühchristlicher Sakralarchitektur - Von Aquileia bis nach Aachen, in: Frühes Christentum im Ostalpenraum. Beiträge der internationalen Tagung "Frühes Christentum im Ostalpenraum" in Graz vom 1.-3. Juni 2016 (= Keryx; Bd. 5), hgg. von W. Spickermann / V. Grieb, Graz 2018, 77-98, hier zu Aquileia und Trier bes. 80-85.
[4] Siehe dazu oben: Befunde im Kokskeller.
Winfried Weber: Die Ausgrabungen in der Kurie von der Leyen und der Liebfrauenstraße (Südwest-Bereich). Die Befunde (= Kataloge und Schriften des bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier; Bd. 7/2,2), Trier: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Trier 2018, 461 S., 298 Farbabb., ISBN 978-3-945277-02-7, EUR 140,00
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