Rezension über:

Regina Pörtner: The Counter-Reformation in Central Europe. Styria 1580-1630 (= Oxford Historical Monographs), reprint 2003, Oxford: Oxford University Press 2003, xi + 311 S., ISBN 978-0-19-924615-1, GBP 50,00
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Rezension von:
Petr Maťa
Karls-Universität Prag
Redaktionelle Betreuung:
Ute Lotz-Heumann
Empfohlene Zitierweise:
Petr Maťa: Rezension von: Regina Pörtner: The Counter-Reformation in Central Europe. Styria 1580-1630, reprint 2003, Oxford: Oxford University Press 2003, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 9 [15.09.2004], URL: https://www.sehepunkte.de
/2004/09/3626.html


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Regina Pörtner: The Counter-Reformation in Central Europe

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Der vorliegende Band, der aus einer Dissertation von 1998 an der Universität Oxford hervorgegangen ist, stellt - das muss gleich zu Anfang konstatiert werden - die bisher umfangreichste Überblicksdarstellung über den konfessionellen und politischen Umbruch in der Steiermark um 1600 dar - mit einem Wort, welches die Autorin als Leitbegriff ihrer Fallstudie verwendet: über die Gegenreformation. Tatsächlich ist der Zeitrahmen des Buches jedoch viel weiter als im Titel angekündigt: Die Autorin versucht nämlich, sich mit der konfessionellen und religiösen Entwicklung im größten und wichtigsten Land Innerösterreichs von der Reformation bis zur Aufklärung auseinander zu setzen.

Die Bedeutung der Steiermark in den politischen und konfessionellen Umwälzungen des 16. und 17. Jahrhunderts war bekanntlich viel größer, als es ihrer räumlichen Größe, peripheren Lage und ihrem wirtschaftlichem Potenzial entsprach. Zu einem interessanten Forschungsobjekt wird diese Region dadurch, dass die Gegenreformation in Innerösterreich der endgültigen konfessionellen Vereinheitlichung in den Kernländern der österreichischen Habsburgern nach 1620 vorausging. Die Gegenreformation in der Steiermark, Kärnten und Krain wurde zum Vorbild für diejenigen Maßnahmen, die in den österreichischen und böhmischen Ländern nach dem Regierungsantritt Ferdinands von Steiermark 1619 und nach der Niederschlagung des Ständeaufstandes 1620 vorangetrieben wurden.

Obwohl es an Veröffentlichungen zum Thema wie auch an Quelleneditionen nicht fehlt, ist das Buch von Regina Pörtner die erste detailliertere Analyse, die den Prozess der konfessionellen Vereinheitlichung in der Steiermark in einer längerfristigen Perspektive zusammenfasst. Als solche konnte sie sich nicht nur auf die vorhandene Literatur stützen, vielmehr musste sie sich mit großen Forschungslücken (vor allem was den späteren Zeitraum anbelangt) auseinander setzen. Diese Lücken hat die Autorin vor allem im Grazer Diözesanarchiv, im Steiermärker Landesarchiv und im Jesuitenarchiv in Rom zu schließen gesucht.

Die zusammenfassende Darstellung der Vorgänge in der Steiermark als Gegenreformation wirft die Frage auf, wie die Autorin periodisiert. Pörtner skizziert zunächst den Prozess der Protestantisierung in der Steiermark seit den 1520er-Jahren bis zum Aufbau der Landeskirche nach 1578. Dabei werden beträchtliche regionale Unterschiede wie auch vielfältige soziale Konfigurationen berücksichtigt.

Die von den Ständen 1578 erzwungene Brucker Pazifikation markiert einen Wendepunkt. Allerdings bot dieses religiöse Zugeständnis den protestantischen Ständen keine wirklichen Garantien. Sie half im Gegenteil, das katholische Lager zusammenzuschließen, und sie erwies sich - angesichts ihrer umstrittenen Deutung - als ein gutes Instrument, um die protestantische Front zu spalten. Mit Unterstützung der Wittelsbacher war Erzherzog Karl in den folgenden Jahren zudem imstande, die Protestanten aus seiner höfischen Entourage zu verbannen und die Entwicklung des Protestantismus in den landesfürstlichen Städten zu hemmen. Diese Reformtätigkeit war jedoch "inconclusive" (223); nach einigen Revolten und dem Tod des Erzherzogs kam es in den Jahren 1590-1596 zu einer vorübergehenden Beruhigung.

Der Regierungsantritt des neuen Herrschers brachte jedoch einen raschen Wandel mit sich. Nachdem es den Ständen nicht gelungen war, bei dem jungen Erzherzog Ferdinand eine Anerkennung der Brucker Pazifikation zu erwirken, folgte eine Reihe von Niederlagen der Protestanten, die in einer drastischen gegenreformatorischen Welle um 1600 kulminierte. Allerdings wurde durch diese Gewaltmaßnahmen, die in Bücherverbrennungen und Zerstörung der evangelischen Kirchenobjekte gipfelten, eine flächendeckende konfessionelle Homogenität der Steiermark nicht durchgesetzt. Insbesondere in der Obersteiermark, an der Grenze zu Ungarn und in den adeligen Herrschaften blieb der Protestantismus intakt. Erhebungen in den folgenden beiden Jahrzehnten zeigten deutlich, dass die durch die gegenreformatorische Kampagne um 1600 erzielten Konversionen sehr oft einen vorübergehenden Charakter hatten. Dabei spielten nicht nur das Kirchenpatronat und die Vogteirechte des protestantischen Adels, sondern auch deren aktive Schutzpolitik eine wichtige Rolle. Ferdinand II. konnte sich also noch vor 1619 in seinem eigenen Herrschaftsbereich davon überzeugen, dass noch so nachdrückliche Bemühungen um flächendeckende "Säuberung" eines Landes von "Häretiken" nur zu Teilergebnissen führte, wenn man die Ebene der Grundherren nicht erreichte.

Die Niederschlagung des Ständeaufstandes in den böhmischen und niederösterreichischen Ländern 1620 eröffnete schließlich den Weg zu einer konfessionellen "Säuberung" auch im Adel. Allerdings schritt man dazu erst nach der Stabilisierung der kaiserlichen Macht und den Erfolgen in den Feldzügen gegen den Winterkönig und Dänemark. Das Generalmandat, das den Adel vor die Wahl zwischen Konversion und Auswanderung stellte, wurde in Innerösterreich erst im August 1628 publiziert, also einige Monate später als in Österreich ob der Enns, Böhmen und Mähren. Die Tätigkeit der neuen Reformationskommission für ganz Innerösterreich, die 1628 gegründet wurde, wird in der Studie leider - anders als die früheren Kommissionen - nicht näher untersucht. Pörtner stellt nur fest, dass die geheime "häretische" Aktivität des steierischen Adels erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts aufhörte.

Die konfessionelle Vereinheitlichung der Steiermark war also erst im Rahmen einer koordinierten Rekatholisierungkampagne in der gesamten Habsburgermonarchie durchführbar. Selbst dann wurde aber eine vollständige Rekatholisierung bei Weitem nicht erreicht. In einigen Gebieten überlebte der Geheimprotestantismus bis weit ins 18. Jahrhundert. Als eine ernste Herausforderung anerkannte ihn der sich formierende Habsburgerstaat erst in den 1730er-Jahren, sodass noch unter Karl VI. und Maria Theresia Bestrebungen zu dessen Ausrottung fortgesetzt wurden. So lässt sich die Periodisierung von Regina Pörtner resümieren.

Im Mittelpunkt der Studie stehen vor allem Fragen nach den Methoden der Gegenreformation, nach dem Verhalten der Landstände und schließlich nach dem Verlauf und der Eigendynamik der katholischen Kirchenreform. Die von der Dynastie beziehungsweise der Kirche in der Steiermark angewandten Strategien zur konfessionellen Vereinheitlichung scheinen nicht einmalig zu sein, sondern durchaus universal. Insbesondere die systematische Erweiterung des Trägerkreises der Gegenreformation seit den 1570er-Jahren ist markant: Von den Jesuiten und der Grazer Nuntiatur über die Reformbischöfe und höfische Amtsträger bis zu den Stadtmagistraten und adeligen Grundherren. Die in den anderen Ländern der Habsburgermonarchie ebenfalls erprobte Separierung der Stände (in einem Land) und Ständegemeinden (innerhalb der Ländergruppe) wurde in Innerösterreich mehrfach strategisch instrumentalisiert. Neben diesen strukturellen Bedingungen spielte nach Pörtner in der Steiermark die energische Persönlichkeit Erzherzog Ferdinands eine entscheidende Rolle, denn dieser wagte einen risikoreichen Konfrontationskurs gegenüber den Ständen.

Das Verhalten der Stände gegenüber der längerfristigen Gegenreformationskampagne schätzt Pörtner als konziliant ein. Zwar gab es radikal handelnde Einzelpersonen, die die Notwendigkeit eines aktiven Widerstandes erkannten. Ansonsten verhielt sich die Mehrheit der Stände jedoch defensiv und loyal gegenüber dem Fürsten. Pörtner erklärt dies mit ihrem Verständnis von Obrigkeit, das auf Luthers defensiver theologischer Doktrin des "leidenden Gehorsams" basierte (47 ff., 58, 70, 152). Die Stände sahen sich vor allem als Verteidiger des sozialen Friedens, der in ihren Augen nicht nur von katholischen Radikalen, sondern nicht weniger vom radikalen Protestantismus bedroht wurde. Insgesamt waren die Landstände auf einen konsequenten oder sogar bewaffneten Widerstand gegen den "konfessionellen Absolutismus" (70, 154) nicht vorbereitet. Sie unterlagen einem "false sence of security" (188), und der Adel war durchaus bereit, den Protestantismus in den Stadtgemeinden zu opfern statt einen Zusammenstoß mit der Fürstenmacht zu riskieren.

Die Kirchenreform in der zu mehreren Diözesen gehörenden Steiermark war ein langwieriger Prozess. Zunächst waren die kirchlichen Institutionen selbst nicht imstande, eine effektive Reform einzuleiten, sodass hier Eingriffe des Landesfürsten als Katalysator wirkten. Wie in der Habsburgermonarchie allgemein wird ein enges "symbiotisches Verhältnis" (3, 115) zwischen dem Herrscher und der Kirche auch in der Steiermark konstatiert (ohne dass das weitere Schicksal dieser Beziehung thematisiert würde).

Trotz der nicht immer guten Quellen- und Forschungslage versucht die Autorin, ein facettenreiches Bild der Veränderungen zu bieten - von der Verstärkung der Kontrolle des Pfarrklerus über die Erneuerung des Ordenlebens bis zu Propagierung neuer Frömmigkeitsformen. Insgesamt lässt das Konzept "Gegenreformation", das sich zunächst auf das Vorgehen gegen die Protestanten und die Rückgewinnung der verlorenen Positionen konzentriert, jedoch nur eine partielle Behandlung dieser kirchenstrukturellen und konfessionskulturellen Innovationen zu. Es befremdet zugleich, dass die ganze Konfessionalisierungs-Diskussion bloß kurz in der Einführung (7 f.) abgetan wird, jedoch die Möglichkeiten, die sich aus der Debatte ergeben, weiter kaum diskutiert werden. Die Konzentration auf die Fragen der intendierten gegenreformatorischen Strategien und der Religionspolitik der Habsburger verbannt zwar Aspekte der Konfessionsbildung nicht aus dem Interessenbereich der Autorin, sie geraten jedoch eher an den Rand der Darstellung und befinden sich außerhalb der Kontexte, in denen sie entsprechende Aussagekraft bekommen könnten.

Besonders markant ist dies im letzten Kapitel, das unter dem Titel "Limits of the Counter-Reformation" die religiöse Entwicklung Steiermarks in der Periode der "konfessionellen Konsolidierung" (1630-1730; 4 f., 244) skizziert: Die Darstellung wird hier auf die Frage des Geheimprotestantismus und auf strukturelle Mängel bei der Durchsetzung der tridentinischen Kirchenreform ("achievements and shortcomings of the Ferdinandean Counter-Reformation", 223) reduziert. Konstatiert die Autorin allerdings, dass "it nevertheless took almost two centuries before the relevant Tridentine statutes were applied consistently throughout the duchy" (231), dann drängt sich die Frage auf, ob man den Spannungen innerhalb des katholischen Lagers (Ortsbischöfe versus Jesuitenorden, 186 ff.) vielleicht mehr Aufmerksamkeit widmen und sie nicht nur als Hindernis der Gegenreformation, sondern auch als Merkmale der Konfessionsbildung auffassen sollte. Auch der Wandel des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche würde am Beispiel der Steiermark eine Thematisierung in einer längerfristigen und - last but not least - länderübergreifenden Perspektive verdienen. Denn obwohl die Arbeit einige punktuelle Einblicke in die Situation in den anderen Ländern Innerösterreichs beziehungsweise der Habsburgermonarchie bietet, lassen sich derartige Vergleichsansätze durch die künftige Forschung sicherlich vertiefen.

Diese kritischen Einwände ändern jedoch nichts an der Tatsache, dass Regina Pörtner ein zuverlässiges und nützliches Werk vorgelegt hat. Es führt zu keiner radikalen Umwertung der bisherigen Erkenntnisse, sondern es ist eher deren Zusammenfassung, Ergänzung, Vertiefung und schließlich neue Systematisierung. Die Arbeit ist zwar hinsichtlich der Bildung von expliziten Thesen und Schlussfolgerungen etwas zurückhaltend, wird aber von der zukünftigen Forschung über Gegenreformation, Konfessionalisierung und Staatsbildung in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie auf jeden Fall mit berücksichtigt werden müssen.

Petr Maťa