Silvia Mani Hurter: Kaiser Roms im Münzporträt. 55 Aurei der Sammlung Götz Grabert. Mit Lebensbeschreibungen der Kaiser und numismatischen Angaben, Stuttgart: Theiss 2003, 144 S., 190 Farbabb., ISBN 978-3-8062-1836-7, EUR 24,90
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Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden immer wieder sehr erfolgreiche numismatische Publikationen, die alle oder einen Teil der römischen Kaiser mit Münzporträt und Kurzbiografie vorstellten. Die "Kaiser Roms im Münzporträt" stehen einerseits in dieser Tradition, andererseits heben sie sich durch die Qualität der Abbildungen und beigefügten Texte deutlich von ihren Vorgängern ab. Die Grundlage des Buches bilden 55 Goldmünzen der Sammlung Dr. Götz Grabert, die im Laufe von 40 Jahren zusammengetragen wurde und mit Exemplaren von Sextus Pompeius sowie fast aller Kaiser von Augustus bis Constantius II. rund 400 Jahre römischer Geschichte umspannt. Auch selten dargestellte Kaiser wie Uranius Antoninus sowie einige seltene und zum Teil bisher nicht oder nur unzureichend publizierte Exemplare (Nr. 25, 32, 38) sind vertreten. Die Sammlung beeindruckt aber nicht nur durch die nahezu erreichte Vollständigkeit der Kaiser, sondern auch durch die sehr gute Qualität der Münzen.
Die "Kaiser Roms im Münzporträt" sind klar aufgebaut und präsentieren nach einer kurzen Einleitung von Ulrich Klein im Hauptteil alle 55 Münzen - jeweils auf der rechten Seite in ganzseitiger Abbildung der Münzvorderseite und auf der linken Seite in Form einer kurzen Erläuterung. Die von Silvia Mani Hurter verfassten Texte bieten in erster Linie einen historischen Abriss der Herrschaft der einzelnen Kaiser. In ihrer Kürze erlauben sie es dem Leser, sich schnell einen Überblick zu verschaffen und die abgebildeten Münzen in ihren jeweiligen historischen Kontext einzuordnen. Die Texte richten sich (auch) an Nichthistoriker und numismatisch Interessierte und berücksichtigen in aller Regel auch neuere Forschungen. Leider haben sich bei der Absicht, die Informationen entsprechend herunterzubrechen, einige kleinere Fehler eingeschlichen. So lässt Hurter etwa Augustus nicht verschiedene Amtsgewalten jeweils auf Zeit, sondern Ämter auf Lebenszeit übernehmen (10), aus der "corona civica" wird versehentlich eine "corona civilis" (16), und Trajan wird der erste Kaiser, der seit Augustus das Reichsgebiet durch Eroberungen erweitert hat (32).
Die Texte enthalten aber nicht nur historische Daten, sondern häufig auch geldpolitische Informationen, die als rotes Band das Buch durchziehen. So entsteht geradezu nebenbei eine Übersicht über die Entwicklung der römischen Numismatik sowie die Finanz- und Geldpolitik der römischen Kaiserzeit. Der Schwerpunkt dieser Informationen liegt auf den Veränderungen in Bezug auf die Goldmünzen, was angesichts der Tatsache, dass die Sammlung nur Goldmünzen umfasst, nachvollziehbar ist.
Angesichts der Qualität der Münzen und der Tatsache, dass Hurter jeweils auch eine knappe Interpretation der Münzrückseiten bietet, ist es schade, dass nur ein Teil der Rückseiten ganzseitig abgebildet wurde. Hier wurde zu Gunsten der klaren Aufmachung des Buches ein Kompromiss geschlossen, der zwar optisch befriedigt, Bildinterpretation und gleichzeitiges Betrachten des Beschriebenen aber unmöglich macht. Zwar finden sich Abbildungen aller Rückseiten im Katalogteil am Ende des Bandes - allerdings nur in Originalgröße. Lediglich ausgewählte Rückseiten wurden dort ganzseitig abgebildet, zuweilen vier Münzen pro Seite. Das ist schade, denn gerade die Münzrückseiten bieten einen Einblick in wichtige historische Ereignisse - etwa die Einsetzung des armenischen Königs durch Lucius Verus (Nr. 18, nicht vergrößert abgebildet) - und spiegeln die sich verändernde Selbststilisierung der Kaiser wider, die auch in den Vorderseitenporträts zum Ausdruck kommt und auf deren Interpretation Hurter besonderen Wert legt. Nur in wenigen Fällen bieten die kleinen Vignetten, die den Texten vorangestellt sind, eine digital überarbeitete Version der Rückseitendarstellung (etwa Nr. 14 und Nr. 18-20), häufig sind es aber Details anderer Münzrückseiten. Diese uneinheitliche Gestaltung ist angesichts des sonst einheitlichen Aufbaus unverständlich. Den Platz hätte man jeweils zur Abbildung der Münzrückseite nutzen können.
Trotz dieser kleinen Einwände beeindruckt das Buch. Selten ist eine private Sammlung in so schöner Form präsentiert worden. Dank der nahezu vollständigen Reihe römischer Kaiser und der begleitenden Texte sind die "Kaiser Roms im Münzporträt" aber nicht nur ein schönes "Bilderbuch", das zum vergnüglichen Blättern einlädt, sondern bieten gleichzeitig einen knappen Abriss der römischen Geschichte von circa 40 vor Christus bis 361 nach Christus.
Peter Franz Mittag