Lars M. Hoffmann (Hg.): Zwischen Polis, Provinz und Peripherie. Beiträge zur byzantinischen Geschichte und Kultur (= Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik; Bd. 7), Wiesbaden: Harrassowitz 2005, XIX + 968 S., 12 Tafeln, ISBN 978-3-447-05170-5, EUR 148,00
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Michael Maas (ed.): The Cambridge Companion to the Age of Justinian, Cambridge: Cambridge University Press 2005
Jürgen Dummer / Meinolf Vielberg (Hgg.): Zwischen Historiographie und Hagiographie. Ausgewählte Beiträge zur Erforschung der Spätantike, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2005
Thomas Gärtner: Untersuchungen zur Gestaltung und zum historischen Stoff der "Johannis" Coripps, Berlin: De Gruyter 2008
Dieser enorm umfangreiche Sammelband besteht aus 50 Aufsätzen, die sich auf verschiedenste Aspekte der Geschichte und Kultur sowie des Kulturerbes von Byzanz beziehen. Viele dieser Beiträge, allerdings nicht alle, lassen sich unter die Formel "Zwischen Polis, Provinz und Peripherie" subsumieren. Der Band ist grundsätzlich als Festschrift für G. Prinzig konzipiert worden (vgl. XIV-XV), weswegen sich die meisten Aufsätze an Prinzigs Forschungsinteressen orientieren. Der Titel wurde, wie im Vorwort hervorgehoben wird, nicht zufällig gewählt, sondern soll den Blick ein wenig von Konstantinopel ablenken und aufzeigen, dass das Leben außerhalb Konstantinopels ähnliche Beachtung verdient wie die Vorgänge, die in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches stattfanden oder sich mit dem Kaisertum verbanden (vgl. XII). Viele Aufsätze sind somit auf die politischen, sozialen, religiösen, kulturellen u. a. Phänomene außerhalb der Hauptstadt, d. h. auf Provinz und Peripherien des Reiches, ausgerichtet.
Der Band gliedert sich in drei Hauptteile, die insgesamt aus 50 Aufsätzen in fünf Sprachen (deutsch, englisch, französisch, italienisch, neugriechisch) bestehen. Darüber hinaus enthält das Buch einige Farbtafeln. Leider gibt es keine Bibliografie sowie kein Register, das eine Orientierung in einem solchen umfangreichen Band, der ja die Aufsätze aus vielen Forschungsbereichen enthält, deutlich erleichtern würde.
Der erste, umfangreichste Teil (I. Geschichte und Rechtsgeschichte, 3-567) besteht aus 30 Aufsätzen. Sie behandeln Themen aus der gesamten byzantinischen Geschichte vom. 5. Jahrhundert bis in die spätbyzantinische Periode. Die Beiträge betreffen politische Geschichte (z. B. K. Ilski: Der schwache Kaiser Theodosios, 3-23; T. Lounghis: Die kriegerisch gesinnte Partei der senatorischen Opposition in den Jahren 526 bis 529, 25-36; C. Scholz: Probleme bei der Erforschung der Integration Bulgariens in das byzantinische Reich, 1018-1186), Religion (z. B. D. Jacoby: Bishop Gunther of Bamberg, Byzantium and Christian Pilgrimage to the Holy Land in the Eleventh Centur, 267-285; J. Shepard: "How St James the Persian's Head was brought to Cormery". A relic collector around the Time of the First Crusade, 287-335), einzelne Regionen (L. Perrone: Monasticism in Gaza: A Chapter in the History of Byzantine Palestine, 59-74; A.I. Romančuk: Das byzantinische Cherson (Chersonesos): Meer und Barbaren - einige historische Aspekte, 75-91; I. Goldstein: Byzantine Cities and Slavic Villages: The Case of the Eastern Adriatic in the Early Middle Ages, 203-213) oder Städte (E. Malamut: Thessalonique 830-904; 159-190; K-P. Matschke: Bemerkungen zur Stadtgeschichte Thessalonikes in spätbyzantinischer Zeit, 433-444). Hier finden sich auch Beiträge zur Historiografie und Chronografie (J. Signes Codoñer: Der Historiker und der Walfisch. Tiersymbolik und Millenarismus in der Kriegsgeschichte Prokops, 37-58; W. Brandes: Pejorative Phantomnamen im 8. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Quellenkritik des Theophanes, 93-125; S. Efthymiades: Michael Psellos and the Death of Romanos III (Chronographia III 26): A Failed Bath of Regeneration and a Non-Ascent from Hades, 255-265), sowie toponomastische (D. Theodoridis: Tarhānīyāt, 371-379), prosopografische (V. von Falkenhausen: Griechische Beamte in der duana de secretis von Palermo, 381-411) und semasiologische Untersuchungen (L. Burgmann: Zur diplomatischen Terminologie in der Peira, 457-467). Auf gewisse Aspekte des mittelalterlichen Rechtwesens bezieht sich der Aufsatz von S. N. Troianos, Das Gottesurteil im Prozessrecht der byzantinischen Kirche, 469-490. Dieser Teil endet mit zwei Aufsätzen, die jeweils den Stand einer Forschungsdiskussion darstellen (E. Hösch: Byzanz und die Kultur Altrußlands. Kritische Anmerkungen zum Stand der Forschungsdiskussion, 515-530; F. Tinnefeld: Zum Stand der Olga-Diskussion, 531-567).
Der zweite Teil betrifft die Philologie und Literaturgeschichte (II. Philologie und Literaturgeschichte, 571-819) Es handelt sich in diesem Fall offensichtlich nicht nur um die byzantinische Literatur (z. B. S. Schönauer: Flucht vor den Gläubigen? Abenteuerliches aus dem Leben des Eustathios von Thessalonike, 705-717), sondern auch um die Literatur von Nachbarvölkern wie Bulgaren, Kroaten, Serben, auf welche die byzantinische Kultur einen starken Einfluss ausübte (z. B. G. Podskalsky: Briefe in der mittelalterlichen Literatur Bulgariens und Serbiens, 571-577; L. Steindorff: Das mittelalterliche epigraphische Erbe Kroatiens, 605-622) sowie um die Rezeption der byzantinischen Literatur in der späteren Zeit (z. B. H. Eideneier: Byzantinische Fürstenspiegel im neugriechischen Äsoproman, 719-748).
Der dritte Teil enthält sieben Aufsätze, die sich auf Kunst- und Wissenschaftsgeschichte beziehen (III. Kunst- und Wissenschaftsgeschichte, 823-963), wobei sich die meisten Autoren auf die konkreten Beispiele der byzantinischen Kunst konzentrieren (z. B. U. Peschlow: Überlegungen zur oströmischen Sarkophagskulptur. Ein neues Fragment aus Iznik / Nikaia, 823-844; M. J. Featherstone: The Chrysotriklinos Seen through De caeremoniis, 845-852).
Wie im Fall der meisten Sammelbände fehlt es diesem Buch an innerer Kohärenz. Es gibt eigentlich keine Bezüge zwischen den einzelnen Aufsätzen. Das Buch bietet weder systematische noch thematische Darstellungen der politischen, religiösen, sozialen, kulturellen u. a. Vorgänge die im byzantinischen Reich oder in seinen politischen und kulturellen Einflusszonen stattfanden. Die Stärke des Buches liegt aber in den Aufsätzen selbst, die jeweils gute, detaillierte Einblicke in die verschiedensten Aspekte der byzantinischen Geschichte und Kultur geben. Man kann davon ausgehen, dass die Forschung gerade die einzelnen Beiträge, nicht unbedingt hingegen das Buch als solches, benutzen wird.
Dariusz Brodka