Klaus M. Girardet: Die Konstantinische Wende. Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Grossen, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006, 204 S., ISBN 978-3-534-19116-1, EUR 44,90
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Khaled Anatolios: Athanasius, London / New York: Routledge 2004
Joseph Roisman: The Rhetoric of Manhood. Masculinity in the Attic Orators, Oakland: University of California Press 2005
Lene Rubinstein: Litigation and Cooperation. Supporting Speakers in the Courts of Classical Athens, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2000
Der vorliegende Band umfasst zwei Aufsätze Klaus Martin Girardets, die bereits an anderer Stelle publiziert worden sind, den Beitrag "Christliche Kaiser vor Konstantin dem Großen?" [1] sowie "Die Konstantinische Wende und ihre Bedeutung für das Reich". [2] Ergänzt werden die beiden Aufsätze durch eine kurze Einleitung, die in die jeweils behandelten Themengebiete einführt, und eine aktualisierte Bibliografie.
In der Studie "Christliche Kaiser vor Konstantin dem Großen?" falsifiziert Girardet die von einigen Forschern vertretene These, dass es bereits vor Konstantin römische Kaiser gegeben habe, die eine christliche Konversion vollzogen hätten. Derartige Hinweise gibt es für Alexander Severus, Philippus Arabs, Constantius Chlorus und Maxentius. Überdies finden sich zu weiteren Kaisern Indizien für eine christenfreundliche Haltung, so zu Tiberius und Hadrian. Auf der Basis einer kritischen Analyse sämtlicher entsprechender Quellenstellen gelangt Girardet zu dem Ergebnis, dass keiner der genannten Kaiser als erklärter Sympathisant der Christen oder gar als Anhänger der christlichen Religion verstanden werden kann. Besonderen Wert legt er dabei auf die Feststellung, dass Constantius Chlorus mit großer Sicherheit kein Christ war und auch keine andere familiär begründete christliche Prägung des späteren Kaisers Konstantin anzunehmen ist. Andernfalls würde sich die Diskussion um eine 'Konstantinische Wende' erübrigen.
Mit genau dieser beschäftigt sich Girardet im zweiten Aufsatz "Die Konstantinische Wende und ihre Bedeutung für das Reich". Der Beitrag ist in den letzten Jahren kontrovers diskutiert worden. Girardet zeigt sich hier als einer der entschiedensten Verfechter der These von der 'Konstantinischen Wende'. Eine solche Wende macht er zunächst einmal bei Konstantin selbst aus, indem dieser sich im Jahre 312 dem Christentum zugewendet habe. Diese religiöse Neuorientierung des Kaisers hat - so Girardet - massive Konsequenzen nach sich gezogen: Sie betreffen Konstantins Selbstverständnis als Kaiser, seine Politik im Reich und seine Maßnahmen bezüglich der christlichen Kirche. Girardet präsentiert und erörtert den Quellenbefund ausführlich. Zudem diskutiert er die Forschungspositionen zu dieser höchst komplexen Thematik eingehend. Auch wer hinsichtlich der 'Konstantinischen Wende' eine skeptischere Position bezieht, wird mit der Studie, die sich ganz besonders durch ihren Materialreichtum auszeichnet, mit großem Gewinn arbeiten.
Anmerkungen:
[1] Zuerst erschienen in: P. Kneissl / V. Losemann (Hg.): Imperium Romanum. Festschrift für Karl Christ, Stuttgart 1998, 288-310.
[2] Zuerst erschienen in: E. Mühlenberg (Hg.): Die Konstantinische Wende, Gütersloh 1998, 9-122.
Karen Piepenbrink