Monica Fioravanzo: Mussolini e Hitler. La Repubblica sociale sotto il Terzo Reich, Roma: Donzelli editore 2009, VIII + 215 S., ISBN 978-88-6036-333-6, EUR 16,00
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Pier Paolo Battistelli / Andrea Molinari: Le forze armate della Rsi. Uomini e imprese dell'ultimo esercito di Mussolini, Bresso: Hobby & Work 2007
James H. Burgwyn: L'impero sull'Adriatico. Mussolini e la conquista della Jugoslavia 1941-1943, Gorizia: Libreria Editrice goriziana 2006
Antonio Carioti: Gli orfani di Salò. Il "Sessantotto nero" dei giovani neofascisti nel dopoguerra. 1945-1951, Milano: Mursia 2008
Wenn von der Repubblica Sociale Italiana (RSI) die Rede ist, so ist in Wissenschaft und Politik am häufigsten die Frage nach der Rolle Mussolinis in seinen beiden letzten Lebensjahren diskutiert worden. Die diesbezügliche Debatte hat nicht nur die Historiker umgetrieben, sondern auch ein lebhaftes Echo in den Massenmedien gefunden - mit dem Ergebnis einer öffentlichen Auseinandersetzung, die nicht ohne Folgen für den politischen Diskurs geblieben ist. Das Urteil über Mussolini, insbesondere über den republikanischen Faschisten der Jahre 1943 bis 1945, ist nämlich untrennbar mit dem Urteil über die Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung und gegen den Faschismus verknüpft, deren Überzeugungen in die Verfassung des demokratischen Nachkriegsitalien eingeflossen sind und das politisch-normative System des Staates bis heute prägen. Wer also von der RSI spricht, kann von ihren Gegnern und damit auch von den politisch-kulturellen Wurzeln der italienischen Demokratie nicht schweigen. Wir haben es mit einem Thema zu tun, das die Gelehrten in ihren Studierstuben gleichermaßen bewegt wie viele Zeitgenossen (oder gar Zeitzeugen) und oft zu heftigen politisch-emotionalen Ausbrüchen führt.
Es ist kaum zu glauben, wie viele Protagonisten der RSI sich nach 1945 zu Wort gemeldet haben; ihre Erinnerungen, Streitschriften, Rekonstruktionen und Reflexionen füllen ganze Bibliotheksregale. Die Funktionäre, die am meisten auf dem Kerbholz hatten und bei der Bevölkerung besonders verhasst waren, waren am 28 April erschossen und - wie Alessandro Pavolini, der Generalsekretär der faschistischen Partei, oder Roberto Farinacci, der als Mann der Deutschen galt - zusammen mit Mussolini in Mailand an den Füßen aufgehängt zur Schau gestellt worden. Viele andere wurden vor Gericht gestellt und zu Haftstrafen verurteilt, die sie jedoch aufgrund der 1946 von Justizminister Palmiro Togliatti verkündeten Amnestie nicht oder nicht vollständig verbüßen mussten. Wieder in Freiheit, machten sie sich nicht selten daran, ihre Erlebnisse niederzuschreiben und zu veröffentlichen. Zu den profiliertesten von ihnen zählten sicherlich Journalisten wie Ugo Manunta, Concetto Pettinato, Giorgio Pini und Bruno Spampanato. Ungeachtet der unübersehbaren Absicht, sich selbst freizusprechen, und ungeachtet ihrer Polemik gegen die antifaschistischen Kräfte, hat diese Form der Publizistik nicht nur die öffentliche Meinung (die "kultivierten" Zeitungsleser), sondern auch die Historiografie stark beeinflusst. Dabei lebten diese Darstellungen von einer bemerkenswerten Personalisierung der Geschehnisse, sodass sich die Geschichte der RSI auf Mussolini zuzuspitzen schien. Daraus ergab sich eine Deutung, die ganz auf der Linie der neofaschistischen wie der konservativen Vulgata lag. Das faschistische Regime erschien als "weiche" Diktatur, die man auch auf die Persönlichkeit des "Duce" zurückführte, der häufig als humaner, ja als grundsätzlich von seinem nationalsozialistischen Gegenstück verschieden beschrieben wurde.
Diese weichzeichnende Verzerrung schien ihre Bestätigung nicht zuletzt in den Anfängen der RSI zu finden, wie sie von bestimmten Zeitzeugen geschildert wurden. Danach sei der gestürzte Diktator bei seiner Befreiung durch deutsche Fallschirmjäger am 12. September 1943 ein gebrochener Mann gewesen, der nur noch den Wunsch gehabt habe, sich ins Privatleben zurückzuziehen. In Deutschland angekommen, sei er jedoch von Hitler, der Inkarnation des Bösen, dazu gezwungen worden, auf die politische Bühne zurückzukehren und die Zügel noch einmal in die Hand zu nehmen. Hätte er sich geweigert, so wäre Italien gleichsam kolonisiert und auf den Status des Generalgouvernements herabgedrückt worden - jeder staatlichen Struktur beraubt und der Rache der Deutschen ausgeliefert. Wer eine wissenschaftliche Bestätigung dieser Sicht der Dinge suchte, konnte bei Renzo De Felice nachschlagen. Der bekannte Mussolini-Biograf bekräftigte im letzten Band seines monumentalen Werks diese Interpretation, stützte sich jedoch ausschließlich auf die Aufzeichnungen von Carlo Silvestri, eines ehemaligen Sozialisten, der sich in den letzten Kriegsmonaten Mussolini und der RSI angenähert hatte.
Monica Fioravanzo hat sich vorgenommen, von dieser Deutung nichts übrig zu lassen. Im ersten Teil ihres Buches analysiert die Autorin De Felices Quellen und setzt sich insbesondere mit Silvestri auseinander, dessen Aussagen sie im Lichte anderer Zeitzeugenberichte und Dokumente - auch aus deutschen Archiven - prüft. Daraus ergibt sich, dass Mussolinis Motive nichts mit einem freiwilligen Opfergang zur Verteidigung der Italiener gegen den furor teutonicus zu tun hatten. Mussolini sei im Gegenteil von dem Willen beseelt gewesen, wieder die Macht zu übernehmen und Rache zu üben, und zwar "im Zeichen einer von politisch-ideologischen Überzeugungen bestimmten Kontinuität." (54)
Dieses Kapitel ist das beste und originellste des Buches, auch wenn es auf einem bereits vor einigen Jahren veröffentlichten Aufsatz der Autorin beruht. Die übrigen Teile analysieren einige ausgewählte Aspekte des deutsch-italienischen Bündnisses zwischen 1943 und 1945, darunter die Deportation der Juden, die Wirtschaftsbeziehungen sowie die Geschichte der Operationszonen Adriatisches Küstenland und Alpenvorland. Überdies erörtert Monica Fioravanzo generell die Frage nach den autonomen Handlungsspielräumen der faschistischen Regierung. Alles in allem zeigt das Buch die totale Abhängigkeit der RSI von deutschen Weisungen und bestätigt damit bereits hinlänglich bekannte Thesen. Wirklich Neues weiß die Autorin auch zu den Deportationen und zu den Wirtschaftsbeziehungen nicht zu berichten; hier haben Michele Sarfatti (von Renzo De Felices frühen Arbeiten nicht zu reden) und Lutz Klinkhammer bereits das Wichtigste gesagt. Monica Fioravanzos Buch ist eine nützliche Zusammenfassung, angereichert mit einigen neuen Dokumenten. Das historiografische Problem, das die Autorin behandelt, ist jedoch nicht mehr so drängend, wie es ihr zuweilen emphatischer Ton suggeriert.
Aus dem Italienischen übersetzt von Thomas Schlemmer.
Amedeo Osti Guerrazzi