Hugo Brandenburg / Stefan Heid / Christoph Markschies (a cura di): Salute e guarigione nella tarda antichità. Atti della giornata tematica dei Seminari di Archeologia Cristiana (Roma 20 maggio 2004) (= Sussidi allo Studio delle Antichità Cristiane; XIX), Città del Vaticano: Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana 2007, 286 S., ISBN 978-88-85991-45-3, EUR 40,00
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Christoph Markschies / Hubert Wolf (Hgg.): Erinnerungsorte des Christentums, München: C.H.Beck 2010
Christoph Markschies / Hubert Wolf (Hgg.): Erinnerungsorte des Christentums, München: C.H.Beck 2010
Christoph Markschies: Das antike Christentum. Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen, München: C.H.Beck 2006
"Gesundheit und Heilung" ist ein "klassisches" Thema, das die Beziehungen zwischen "Antike und Christentum", zwischen paganer Religion und Kultur und dem Christentum in den Blick nimmt. Bei diesem Themenkomplex geht es nicht nur um eine christliche Theologie der Heilung, nicht nur um die pagane Auffassung von der Medizin, sondern vor allem um Gesundheit und Heilung im Prozess der Transformation der spätantiken Gesellschaft im Übergang "vom Heidentum zum Christentum", der sowohl die pagane Kultur als auch das Christentum verändert hat. Medizin und Wundertaten, Wissenschaft und Religion sind dabei zu verstehen als zwei Seiten einer Medaille; in der Antike und in der Spätantike gibt es professionelle Ärzte und "göttliche" Ärzte. Ebenso geht es bei Gesundheit und Heilung um die umfassende Gesundheit des Menschen, das heißt die Gesundheit des Leibes und der Seele.
Der vorliegende Aufsatzband publiziert die Beiträge der Tagung der Seminari di Archeologia Cristiana in Rom zum Thema "Salute e guarigione nella tarda antichità" (20. Mai 2004). Die 11 Beiträge sind in diachroner Perspektive erstellt; ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den archäologischen Zeugnissen und topographischen Daten. Anhand der konkreten Beispiele, die in den Beiträgen behandelt werden, wird sichtbar, welche Bewegungen sich zwischen Tradition und Innovation, zwischen Wandel und Kontinuität, zwischen den paganen Kräften und denen, die für das Christentum spezifisch sind, zwischen Beharrung und spiritueller Innovation abspielen können - und zwar auch im Bereich der Architektur und der Ikonographie.
Die vielfältigen Phänomene von Wunderheilungen in der paganen und in der christlichen Welt werden analysiert und verglichen, dabei werden die biblisch-neutestamentlichen Grundlagen der über Jesus berichteten Wunderheilungen ebenso in den Blick genommen wie die sukzessive Entwicklung der taumaturgischen Macht der Heiligen, der Märtyrer, aber auch von Exponenten des Klerus. Aufgezeigt werden die komplexen Vorstellungen und Mechanismen, die den Wunderheilungen im paganen und jüdischen Umfeld zugrundeliegen, um anschließend zu den jesuanischen Wunderheilungen und zu den Heilungswundern zu gelangen, die christliche Heilige, Märtyrer und Wundertäter kraft des Heiligen Geistes vollbringen.
Die Bandbreite der Beiträge umfasst in einem weiten chronologischen Horizont sowohl literarische als auch archäologische Zeugnisse, östliche und westliche. Von daher werden nicht nur die wichtigen Heilungsorte behandelt, sondern auch kleinere Beispiele des weitverzweigten Phänomens in den Städten und auf dem Land.
Dadurch wird es möglich, den - auch wenn es Konstanten und feste Regeln gibt - oftmals "experimentellen" Charakter des Weges nachzuvollziehen, auf dem die Kirchen vor Ort in die komplexe Wirklichkeit eingreifen und sie weiterführen.
Brandenburg (13-51) richtet sich gegen die These, dass der seit 284 v.Chr auf der Tiberinsel bezeugte Asklepios-Kult seit Ende des 4. Jahrhunderts in christlicher Überformung ununterbrochen fortbestanden habe. Weder die antiken, spätantiken und frühmittelalterlichen Quellentexte noch der archäologische Befund des paganen Heiligtums und der christlichen Sakralbauten auf der Tiberinsel noch die historischen Begleitumständen der Gründung der ersten christlichen Kirche des Hl. Adalbert durch Kaiser Otto III. im Jahr 999 erlauben es, eine christliche Überformung des paganen Kultes festzustellen.
Bisconti (93-106) beschreibt die Fragmente eines frühen christlichen Sarkophagreliefs (die sog. polychromen Platten des Museo Nazionale Romano, Wende 2./3. Jahrhundert), die vor allem Heilungsszenen mit Christus als Wundertäter in der Ikonographie des Zeus bzw. Asklepios zeigen.
Archäologische Details von Kirchen, in denen Inkubation praktiziert wurde (Abū Mīnā, Sīdī Mahmūd (bei Abū Mīnā), Abdallā Nirqī in Nubien, Hirbat al-Bayūdāt in Palästina sowie die den Hl. Cosmas und Damian geweihte Stadtkirche von Firān im Südsinai), stellt Grossmann (125-140) vor.
Lehmann (149-164) lenkt das Augenmerk darauf, dass nicht nur die Leichname der Heiligen und Reliquien Wunderkraft besitzen, sondern dass auch Bischöfe (auch bereits zu ihren Lebzeiten) Anteil an der göttlichen Kraft haben und Wunder wirken können. Die Wirkmacht der Heiligen als Ärzte und Heiler zeigt eindrucksvoll das Carm. 23 des Paulinus von Nola.
Die religiös grundierte Heilwiese der Inkubation beleuchtet näher der Beitrag von Markschies (165-198). Anhand der Beispiele von Epidauros, Dor (Palästina) und Menouthis wird gezeigt, dass ungeachtet aller Veränderungen im weltanschaulichen und religiösen Bezugssystem die Kontinuitäten zwischen der paganen und der christlichen Heilung im Schlaf dominieren. Allenfalls die besondere Aufmerksamkeit für kostenlose Heilung und ein verstärktes Augenmerk auf die sozial Schwachen sind ein Zeichen dafür, dass das religiöse Bezugssystem in Athen und Menuthis am Ende der Spätantike ausgetauscht worden waren. Bei der Frage, warum bestimmte Heilweisen, warum bestimmte heilkundliche Paradigmen plausibel sind oder umgekehrt plötzliche ihre Plausibilität verlieren, darf man in keinem Fall ignorieren, wie segmentiert die Wirklichkeiten sind, in denen die meisten Menschen ganz unabhängig von ihrem Bildungsgrad leben, schon in der Antike lebten; wie widersprüchlich die Grundannahmen der meisten Menschen sind.
Mit dem Phänomen der hiatromageia befasst sich Belting-Ihm (199-226). Sie bespricht Beispiele für Bildmagie in Verbindung mit Wortmagie auf jüdisch-synkretistischen medicomagischen Amuletten, sowie mit späteren Formen von Amuletten ohne Inschriften und synkretistischen Beifiguren, die somit dem kirchlichen Verdikt der Zaubermagie nicht unterworfen sind.
Sfameni Gasparro (245-271) verdeutlicht, dass im Bereich des Asklepiuskultes jenseits der "Volksreligiosität" auch Literaten, Rhetoren und Philosophen anzutreffen sind, die, wie Aelius Aristides, in einem intensiven Bericht über Vertraulichkeit mit Asklepius nicht nur die Heilung des Körpers, sondern auch eine Form von intellektueller Erziehung und spiritueller Wegweisung suchen, oder die wie der Verfasser des "Briefes des Arztes Thessalos" von der magischen Praxis die Vollmacht, mit dem Gott zu kommunizieren, erwarten. Der Kult des Asklepios ist Kristallisationspunkt einer komplexen Vielfalt von religiösem Verhalten, deren gemeinsame und unterscheidende Chiffre der Glauben an die Macht des epiphanen und heilenden Gottes ist und damit ein typischer Teil des religiösen Panoramas der Spätantike.
Der vorliegende Band der Atti legt zum Thema "Gesundheit/Heil und Heilung" eine Synthese aus wichtigen Beiträgen vor, verbunden mit einer anregenden Diskussion zu einem Thema. Der Band zeigt den Stand der Forschung und regt gleichzeitig mit der hier durchgeführten Zusammenführung von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen und dem Austausch von Erkenntnissen und Hypothesen zu weiteren Forschungen an.
Christine Mühlenkamp