Jörg Rüpke: Römische Priester in der Antike. Ein biographisches Lexikon, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2007, 256 S., ISBN 978-3-515-09086-5, EUR 34,00
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Jörg Rüpke: Fasti sacerdotorum. Die Mitglieder der Priesterschaften und das sakrale Funktionspersonal römischer, griechischer, orientalischer und jüdisch-christlicher Kulte in der Stadt Rom von 300 v.Chr. bis 499 n.Chr., Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2005
Wie schwierig es ist, in einem traditionalen gesellschaftlichen System eine kulturelle oder, enger gefasst, politische Bodenbildung zu erreichen, ist bekannt. Dass dies gerade mittels der jeweiligen Ausprägung von Religion beziehungsweise der sakralen Praxis geschehen kann, ist ebenfalls unbestreitbar. Dennoch nimmt quasi jede Studie, die beispielsweise den Strukturaufbau des Imperium Romanum und das damit assoziierte Personaltableau analysiert, ihren Ausgang bei den diversen politischen Ämtern und behandelt, ganz gegen römisches Selbstverständnis, die Priesterwürden eher als sekundäres Phänomen. Hier hatte vor wenigen Jahren Jörg Rüpke angesetzt und mit seinen Fasti Sacerdotum (Stuttgart 2005) ein heute schon unverzichtbares, von der Forschung begeistert aufgenommenes Nachschlagewerk (siehe etwa Linda Zollschan, in: Bryn Mawr Classical Review 2009.07.58 zu der englischen Übersetzung) vorgelegt, das sich zudem nicht nur auf Priester römischer Kulte beschränkt, sondern die wichtigsten anderen Religionen, die in der Stadt Rom belegt sind, miteinbezieht. Will man die Fasten überhaupt kritisieren, so ist auf den auf Studierende vielleicht abschreckend wirkenden Umfang zu verweisen, der auch einen hohen Preis verantwortet (hinsichtlich des ersten Aspektes zumindest erweist sich die CD-Version allerdings als hilfreich). Mit dem hier anzuzeigenden Werk vereinfacht der Autor den prosopographischen Zugang zu römischen Priesterwürden, indem er eine sehr nützliche Kurzversion des zuvor vorgelegten biographischen Datenwerks vorlegt, bezogen nun vor allem auf das römisch-pagane und das christliche Sakralpersonal. Auswahlkriterium für die Kurzversion ist vor allem die Prominenz der jeweiligen Priester, wobei Prominenz sakral, politisch oder literarisch definiert sein kann. Aufgenommen sind also etwa pontifices maximi, vestales maximae oder auch alle Bischöfe. Die Biographien sind alphabetisch angeordnet, Untersuchungszeitraum ist hier wie in dem übergeordneten Werk die Spanne von 300 v. Chr. - 499 n. Chr. In den einzelnen Einträgen verzeichnet sind Angaben zum Status und zur Herkunft, die religiösen Ämter, wichtige politische Funktionen und priesterliche Aktivitäten, soweit sie überhaupt bekannt und signifikant sind. Literarisches Schaffen, speziell mit Bezug zu sakralen Fragen, wird ebenfalls vermerkt. In kleinerem Schriftgrad sind die Belege angeschlossen, vor allem für die Priesterämter; zusätzlich wird auch auf umfassendere prosopographische Lexika verwiesen. Dort, wo es sinnvoll ist, wird weitere Literatur angeführt. Die zugehörige Bibliographie schließt das Werk dann ab.
Auch in dem oben zitierten, großen Referenzwerk dieses hier vorgestellten biographischen Lexikons, den Fasti Sacerdotum, war es sicher nicht möglich, allen Kontroversen etwa in Datierungsfragen aus dem Wege zu gehen (siehe beispielsweise AE 2005, 167). Solche Probleme werden in der hier angezeigten kürzeren Version meist redupliziert. Kontroversen dieser Art sind angesichts der Natur unserer Überlieferung aber auch ganz unvermeidlich, und entsprechende Probleme werden kenntlich gemacht. Die biographische Zugangsweise zu römischen Phänomenen hat sich aufgrund der starken Personenfixierung unserer Quellen (auch und gerade der Inschriften) als sehr fruchtbar erwiesen. Dies zeigt nun auch wieder dieses von Jörg Rüpke vorgelegte biographische Lexikon. Seine Handlichkeit macht es zu einem überaus nützlichen Hilfsmittel bei der Betrachtung der römischen, aber auch der christlichen Religion, speziell in Rom, aber in Anbetracht der Bedeutung dieser Stadt, gewiss nicht nur dort. Es kann daher als ideale Ergänzung zu den Fasti Sacerdotum gelten.
Peter Eich