Rezension über:

Werner Taegert (Hg.): Zählen, Messen, Rechnen. 1000 Jahre Mathematik in Handschriften und frühen Drucken. Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg zum Jahr der Mathematik 2008. Katalog, Petersberg: Michael Imhof Verlag 2008, 192 S., 153 Farbabb., ISBN 978-3-86568-379-3, EUR 24,00
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Rezension von:
Ines Enterlein
Justus-Liebig-Universität, Gießen
Redaktionelle Betreuung:
Julian Jachmann
Empfohlene Zitierweise:
Ines Enterlein: Rezension von: Werner Taegert (Hg.): Zählen, Messen, Rechnen. 1000 Jahre Mathematik in Handschriften und frühen Drucken. Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg zum Jahr der Mathematik 2008. Katalog, Petersberg: Michael Imhof Verlag 2008, in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 11 [15.11.2009], URL: https://www.sehepunkte.de
/2009/11/15392.html


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Werner Taegert (Hg.): Zählen, Messen, Rechnen

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Seit dem Jahr 2000 richtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative Wissenschaft im Dialog das Wissenschaftsjahr aus. Jedes Wissenschaftsjahr widmet sich dabei einer wissenschaftlichen Disziplin. Im Jahr der Mathematik 2008 standen zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen unter dem Motto "Mathematik. Alles, was zählt".

Der hier zu besprechende Katalogband zur Ausstellung "Zählen, Messen, Rechnen 1000 Jahre Mathematik in Handschriften und frühen Drucken" der Staatsbibliothek Bamberg reiht sich in eine Zahl von Publikationen zum Thema Mathematik ein, die im Jahr der Mathematik erschienen sind. Die Staatsbibliothek in Bamberg öffnete ihren großen Fundus an Buchschätzen und präsentierte Handschriften des 9. bis 18. Jahrhunderts und Drucke aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.

Der Katalog ist in 10 Kapitel aufgeteilt, die sich entweder einer mathematischen Disziplin, einer wichtigen Persönlichkeit oder einer praktischen mathematischen Anwendung widmen. Jedem Kapitel ist ein kurzer Einführungstext vorangestellt, dann folgen farbige Abbildungen der ausgestellten Archivalien. Zu jeder Abbildung gibt es einen ausführlichen Text. Sie sind mit einer Katalognummer versehen und können dadurch klar zugeordnet werden. Vorangestellt ist oft ein lateinischer Text, dessen Übersetzung die Autoren nicht schuldig bleiben. Die Abbildungen sind archivkundlich aufgenommen und mit Daten wie Abmessung, Herkunft und Signatur versehen. Zu jedem der 150 beschriebenen Exponate ist weiterführende Literatur angegeben.

Neben dem Vorwort gibt das erste Kapitel eine historische Übersicht über die Geschichte der Mathematik, über die sieben freien Künste und insbesondere das Quadrivium, zu dem bekanntlich neben der Musiktheorie die mathematischen Disziplinen Arithmetik und Geometrie sowie die Astronomie gehören. Diesen Disziplinen sind im Katalog ganze Kapitel gewidmet. Die Einführungstexte zu den einzelnen Kapiteln sind kurz und bündig gefasst, so dass den jeweiligen Exponaten und Archivalien die Hauptaufmerksamkeit gilt.

Einer für Bamberg besonders bedeutenden Persönlichkeit ist ein ganzes Kapitel gewidmet: Christoph Clavius. Clavius, auch Euclid des 16. Jahrhunderts genannt, war fachlicher Leiter der Kalenderreform. In diesem zweiten Kapitel wird nicht nur diese Leistung herausgearbeitet, sondern sein gesamtes Wirken erfährt eine Würdigung. Obwohl das Kapitel recht knapp gehalten ist, fehlt nichts und die besondere Bedeutung von Christoph Clavius wird ausreichend betont.

Der Katalog stellt aber nicht nur die Bedeutung von Clavius heraus, sondern zeigt auch zu anderen Persönlichkeiten der Geschichte der Mathematik und Astronomie interessante und bemerkenswerte Archivalien.

Besonders im fünften Kapitel zeigt sich die Vielfältigkeit der Schätze der Bamberger Staatsbibliothek. Hier werden bedeutende Persönlichkeiten vorgestellt. Angefangen bei Nicolaus Copernicus über Johannes Kepler und Jakob Leupold bis hin zu Galileo Galilei. Auch weniger bekannte, aber bedeutende Persönlichkeiten finden in diesem Kapitel ihre Würdigung. Zu jedem Einzelnen gibt es Texte, die ihre Bedeutung hervorheben und unterstreichen. Die abgebildeten Archivalien unterstreichen jedoch nicht immer die Bedeutung, sondern zeigen lediglich die Titelbilder von Schriften. Diese sind zwar auch interessant, doch dem Betrachter erschließt sich dadurch nicht die eigentliche Bedeutung der jeweiligen Schrift. Die erklärenden Texte machen diesen Mangel aber weitestgehend wieder wett.

Das längste und wohl interessanteste Kapitel dürfte das siebente sein. Es befasst sich mit der praktischen Anwendung der Geometrie. Es ist in drei Unterkapitel unterteilt. Das erste Unterkapitel befasst sich mit der Feldmesskunst, Artillerie und den Instrumenten. Hier werden neben zahlreichen Archivalien auch Instrumente zu Feldmessung gezeigt. Es wird also neben der bloßen Theorie auch die praktische Anwendung hervorgehoben. Die Instrumente und deren Funktion werden ebenso genau beschrieben wie die Archivalien. Sehr präzise, aber kurz.

Das zweite Unterkapitel beschäftigt sich mit der Fassmessung. Eine Kunst, die heute eher in Vergessenheit geraten ist. Hier werden Visierbüchlein gezeigt und beschrieben. Das dritte Unterkapitel ist der Geometrie und Perspektive gewidmet. Nach einer kurzen Einführung werden neben den Schriften des berühmten Albrecht Dürer auch andere Schriften und deren Autoren vorgestellt. Hier beeindrucken vor allem die kunstvollen Zeichnungen von weitestgehend dem Laien eher unbekannten Persönlichkeiten. Wie auch in den vorangehenden Kapiteln werden diese in kurz gehaltenen, aber sehr informativen Texten vorgestellt.

Die Bamberger Staatsbibliothek zeigt einen beeindruckenden Schatz an Archivalien. Der Katalog ist sehr gelungen, auch wenn er nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt der in Bamberg vorhandenen Schriften zeigt. Sehr gut sind die kurzen, aber interessanten Texte, die trotz der Kürze aussagekräftig und damit ausreichend sind. Die einzelnen Abbildungen sind von der Größe und Farbgebung so gehalten, dass man auch kleine Details erkennen kann. Der Katalog macht Lust auf mehr. Der Bamberger Staatsbibliothek ist es mit diesem Katalog gelungen zu zeigen, wie wertvoll und bedeutend ihr Bestand an Archivalien und Schriftgut ist.

Ines Enterlein