Rezension über:

Hartwig Stein (Hg.): Das Kriegstagebuch des preußischen Gefreiten Albert Koch aus dem West- und Mainfeldzug des Jahres 1866, Bruxelles [u.a.]: Peter Lang 2009, 120 S., ISBN 978-3-631-58411-8, EUR 24,50
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Rezension von:
Daniel Kirn
Stuttgart
Redaktionelle Betreuung:
Nils Freytag
Empfohlene Zitierweise:
Daniel Kirn: Rezension von: Hartwig Stein (Hg.): Das Kriegstagebuch des preußischen Gefreiten Albert Koch aus dem West- und Mainfeldzug des Jahres 1866, Bruxelles [u.a.]: Peter Lang 2009, in: sehepunkte 10 (2010), Nr. 5 [15.05.2010], URL: https://www.sehepunkte.de
/2010/05/17835.html


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Hartwig Stein (Hg.): Das Kriegstagebuch des preußischen Gefreiten Albert Koch aus dem West- und Mainfeldzug des Jahres 1866

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Das von Hartwig Stein herausgegebene und kommentierte Kriegstagebuch umfasst die Erinnerungen des preußischen Gefreiten Albert Koch an den West- und Mainfeldzug von 1866, wobei der knappe Text lediglich die Zeit vom 1. Juni, dem Tag des Ausmarsches aus der Garnison Schleswig, bis zum Waffenstillstand am 2. August 1866 umfasst. Genau genommen handelt es sich um eine Transkription eines nach dem Kriege aufgeschriebenen, von Koch eigenhändig verfassten Erlebnisberichtes, der möglicherweise auf Grundlage eines tatsächlich im Krieg mitgeführten Notizbuches entstand. Das "Tagebuch" reiht sich so in eine große Anzahl soldatischer Erlebnisberichte ein, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden.

Das "Kriegstagebuch" suggeriert zwar, der Verfasser habe mit seinem Regiment an Kriegshandlungen teilgenommen, den Krieg selbst erlebt hat er freilich nicht, manchmal jedoch den Feind wegen des nahenden Kanonendonners erahnt. Sein Regiment jedenfalls hat sich an keiner Schlacht beteiligt, sondern absolvierte die meiste Zeit Patrouillendienst: Die Schilderungen erschöpfen sich in dichten Darstellungen der täglichen Verpflegung, der Marschleistungen und des monatlichen Verpflegungsabschlusses. Weitergehende Erkenntnisse über die Realität des Deutsch-Deutschen Krieges oder die beiden Feldzüge darf der Leser nicht erwarten.

Der Text des "Kriegstagebuches" wurde, wie der Herausgeber im Nachwort hinzufügt, "einschließlich aller Fehler, so originalgetreu [...], wie es technisch möglich war" aufgeschrieben. Die Hauptaufgabe, die sich dem Herausgeber stellte, lag also darin, die "deutsche Schreibschrift der Quelle in lateinische Druckschrift umzuwandeln" (65). Zwar wurden auch viele Anmerkungen hinzugefügt, die ausführlich über die Details von Route, Regiment und Geschichtsdeutung informieren, doch sie beinhalten nur wenig Wissenswertes zum Erzählten. Wer aber beispielsweise Interesse an den Aufenthaltsorten der Divisionsstäbe hat, kommt hier auf seine Kosten. Daneben enthält das umfangreiche Literaturverzeichnis wohl alles zum Regiment Kochs, dem Königlichen Preußischen Magdeburgischen Dragoner-Regiment Nr. 6 und vieles zur Militärliteratur des 19. Jahrhunderts, es scheint insgesamt allerdings wenig wissenschaftlich gewichtet zu sein.

Was also anfangen mit einem solchen Werk? Verdienstvoll ist es, den Text in Buchform transkribiert zu haben: Heimatforscher, Genealogen und Familienkundler mögen die eine oder andere interessante Information entdecken, und der geneigte Leser mag sich kurz in einzelne Aspekte des Main- und Westfeldzuges von 1866 vertiefen. Für die Forschung allerdings leistet dieses Buch keinen Beitrag - eine sorgfältige wissenschaftliche Kommentierung, die Einbindung des "Kriegstagebuchs" in die Forschung, all dies fehlt, und man fragt am Ende doch, wozu?

Daniel Kirn