Sašo Jerše (ed.): Vera in hotenja. Študije o Primožu Trubarju in njegovem času, Ljubljana: Slovenska matica 2008, 200 S., ISBN 978-961-213-191-3
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Edo Škulj (ed.): Primož Trubar. Trubarjev simpozij v Rimu, Celje: Mohorjeva Družba 2009, 431 S., ISBN 978-961-218-830-6
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Die Erforschung der Reformation auf dem Gebiet des heutigen Slowenien - zeitgenössisch bestehend aus Teilen der Südsteiermark, dem Herzogtum Krain, dem slowenischen Istrien, dem größten Teil der ehemaligen Grafschaft Görz und einem Teil des slowenischen Südkärnten - konzentriert sich noch immer zu einem bedeutenden Anteil auf die Person des Reformators Primož Trubar; dies besonders in den Gedenkjahren (1952 anlässlich des 400. Geburtstags [1], 1986 anlässlich des 400. Todestags [2]). Trubers 500. Geburtstag gab im Jahr 2008 Gelegenheit zu mehreren großen Symposien. Im Folgenden werden die Ergebnisse zweier daraus hervorgegangener slowenischer Publikationen präsentiert, die gleichzeitig einen Einblick in den gegenwärtigen Stand und die Themen der slowenischen Reformationsgeschichtsforschung bieten. Dabei wird deutlich, dass Trubars Persönlichkeit gerade wegen ihrer Zentralstellung zunehmend auch als Ausgangspunkt für eine breitere Kontextualisierung der Historiographie von Reformation und katholischer Reform im slowenischen Raum dienen kann.
Eines der ältesten slowenischen Verlagshäuser, Slovenska matica (»Slowenisches Mutterland«), organisierte 2008 anlässlich des 500-jährigen Geburtstagsjubiläums eine wissenschaftliche Tagung unter dem Titel >Glaube und Wille<. Im vorliegenden Sammelband sind sechzehn erweiterte Beiträge veröffentlicht, die auf dieser Tagung vorgetragen wurden. [3] In der Einleitung wird der Begriff Reformation erklärt und der Leser über den gesellschaftlichen und politischen Kontext in den innerösterreichischen Ländern informiert (Sašo Jerše). Der Sammelband gliedert sich in drei Teile mit den Untertiteln: >Perspektiven der Geschichtsschreibung und zur Person Trubars<; >Trubars Zeit<; >Trubar in seiner Zeit<.
Die anfängliche Darstellung einiger Basisannahmen der zeitgenössischen Reformationsgeschichtsschreibung kommt zu der Feststellung, dass die heutige Forschung in der Vergangenheit gepflegte, versteinerte Auffassungen der Reformation überwunden hat und die Probleme des 16. und 17. Jahrhunderts komplexer interpretiert (Marko Štuhec). In Form einer gedachten "Geburtsurkunde" und eines gedachten "Personalausweises" versucht Boris Golec anschließend, die wichtigsten Lebensdaten des slowenischen Reformators auf Grund neuerer Quellen neu zu interpretieren. Dabei stellt sich heraus, dass Trubars Vater eigentlich Malner hieß und Primus erst später den Mädchennamen der Mutter übernommen hat. Auch sei sein Geburtshaus nicht in der Mühle gewesen, die heute als Trubarhaus gezeigt wird, sondern in einem etwa 400 Meter entfernten Haus.
In den zweiten Teil des Sammelbandes führt ein Vergleich des landesfürstlichen mit dem ständischen Verfassungskonzept ein. Sašo Serše stellt fest, dass diese beiden Konzepte eigentlich nur gegensätzliche und unversöhnliche Utopien darstellten, die weitgehend durch den konfessionellen Konflikt geprägt waren und deswegen letzten Endes an den Riffen der politischen Realitäten zerbrachen. Die folgende, auf Deutsch veröffentliche Untersuchung der Religionsassekurationen für den evangelischen Adel, Städte und Märkte in den habsburgischen Erblanden zeigt, dass die innerösterreichischen Länder im Vergleich zu den anderen habsburgischen Erblanden von vornerein im Nachteil waren, und zwar deswegen, weil jedes Land für sich allein seine Forderungen nach religiöser Freiheit vortrug, statt sich zu einigen und gemeinsam dem katholischen Landesfürsten die Forderungen nach Glaubensfreiheit vorzutragen (Arno Strohmeyer). Diese politische Zersplitterung wird auch bei Modellen der gesellschaftlichen Gliederung im Mittelalter und der Frühen Neuzeit deutlich, die über Luther auch Trubar übernommen hat (Tomislav Vignević). Trotz dem unermüdlichen Eifer, seinen geliebten Slowenen "das wahre Evangelium" zu verkündigen, ist es Trubar nicht gelungen, die religiöse Praxis völlig zu ändern und die Frömmigkeit seiner Gläubigen ganz vor dem, was er für Aberglaube hielt, zu bewahren (Maja Žvanut). Bei der pauschalen Beurteilung der schlechten Ausbildung und des unangemessenen Lebenswandels des Klerus sollte jedoch hingewiesen werden, dass dies bei weitem nicht für alle katholischen Priester gilt.
Sehr wertvoll sind die kunsthistorischen Beiträge. Nach den Resten der protestantischen Architektur und der bildenden Kunst, die die Gegenreformation überlebten, und den erhaltenen schriftlichen Quellen zu urteilen, waren diese im heutigen slowenischen Raum im 16. Jahrhundert mit der Kunst in den großen deutschen Städten vergleichbar (Daša Pahor). In etwas beschränkten Maße gilt das auch für die Musik. Die Musikerziehung war nämlich auch im slowenischen Raum im 16. Jahrhundert ein Bestandteil des allgemeinen Erziehungsprogramms. Für die Qualität der protestantischen Musik im slowenischen Raum spricht die Tatsache, dass mehrere ausländischen Komponisten auch für die auf dem Boden des heutigen Slowenien ansässigen Adelsfamilien komponiert haben. Trubar selbst hatte zwar eine verhältnismäßig gute musikalische Ausbildung und konnte auch gut singen, hatte aber keine Begabung zum Komponieren (Metoda Kokole).
In seinem englisch geschriebenen Beitrag hebt Henri Blocher die Komplexität und Pluralität der reformatorischen Bewegung hervor. Neben Luther, Calvin und Zwingli gab es die "radikalen" Flügel der Reformation, die sehr unterschiedliche, auch gegensätzliche Strömungen umfassten.
In einem gut fundierten und durchdachten Einblick zum Kernanliegen von Trubars Theologie wird dementsprechend auf die Divergenzen innerhalb der protestantischen Reformationsströmungen aufmerksam gemacht. Trubar war von der Überflüssigkeit und Schädlichkeit der Streitigkeiten innerhalb der Reformationsbewegung, vor allem in der Frage der Eucharistie, überzeugt. Deswegen strebte er nach einer gemäßigten Position zwischen seinen "schweizerischen" Anfängen und der harten Position des Gnesioluthertums, für die er sich dann aus praktischen Gründen entscheiden musste. Die Konkordienformel entsprach mehr oder weniger seinen Erwartungen. Dabei muss festgehalten werden, dass Trubars theologische Vereinfachungen keineswegs ein Zeichen seiner angeblichen Oberflächlichkeit waren, sondern eher Ausdruck einer gut durchdachten verkündigungstheologischen Grundhaltung in der konkreten Seelsorge (Marko Kerševan). Die mangelhafte Bereitschaft der höchsten Vertreter der katholischen Kirche, die mit wenigen Ausnahmen (Hadrian VI., Kreis um den Kardinal Contarini) kein Interesse an einer gründlichen Reform zeigten, führte den eifrigen katholischen Priester in die Reihen der Reformatoren. Als Folge der ambivalenten Haltung Ferdinands I. im Bereich der Religion konnte Trubar seinen Landsleuten zeitweise als Superintendent in Ljubljana "das wahre Evangelium" verkündigen. Als er jedoch durch die Veröffentlichung seiner Kirchenordnung im Jahre 1564 eine evangelische Landeskirche im Territorium eines katholischen Fürsten errichten wollte, musste er das Land endgültig verlassen (France M. Dolinar). Im Vergleich mit der württembergischen Kirchenordnung hat Trubar in seine Cerkovna ordninga manche Änderungen übernommen, vor allem bei der Einsetzung der Prädikanten in ihren Dienst und im Verhältnis zum Landesfürsten. Trubar wendet sich nämlich an den den Protestanten freundlich gesinnten Kaiser Maximilian II. und ignoriert vollkommen den streng katholischen innerösterreichischen Landesfürsten (Lilijana Žnidaršič Golec). In diesem Zusammenhang ist Trubars Verhältnis zu dem sonst in Slowenien wenig bekannten Gründer einer spiritualistischen Richtung der deutschen Reformation, Kaspar von Schwenckfeld, sehr interessant. Obwohl Trubar sowohl die deutschen und schweizerischen Reformatoren und sehr wahrscheinlich auch die vorreformatorischen böhmischen Brüder gut kannte, entschloss er sich für die "Kirche der slowenischen Sprache" im Land des katholischen Fürsten für die philippinische Richtung der Reformation (Jonatan Vinkler). In seinem seelsorgerischen Eifer dachte Trubar auch an die Missionierung der südslawischen Christen und sogar der Muslime. Seine Ideen fanden ein positives Echo bei Hans Ungnad von Sonneck und seinem Kreis im Urach. Der Missionsgedanke wurzelte in der Überzeugung Trubars und seiner Glaubensgenossen, dass sie "am Ende der Zeiten lebten" und deswegen beauftragt seien, allen Leuten das Evangelium Christi zu verkündigen (Rudolf Leeb). Es muss auch auf die politische Dimension in Trubars Denken hingewiesen werden, da sie eng mit seinem Missionsgedanken verbunden. Hatte die traditionelle Forschung nach Meinung von Nenand Vitorović Trubars politisches Denken als nebensächlich betrachtet, so hat ihm die neuere Forschung zu viel Bedeutung zugemessen. Wenn man jedoch, so Vitorović, die theologische Eigenart des Protestantismus berücksichtigt, muss man feststellen, dass das literarische und kulturelle Werk Primož Trubars und der anderen slowenischen Reformatoren untrennbar mit ihren ureigenen reformatorischen bzw. evangelischen Bestrebungen verbunden sind. In einer Schlussreflexion zur Trubars Theologie fragt Edvard Kovač, ob Trubar nur ein Übersetzer und Herausgeber der zeitgenössischen protestantischen Literatur war oder ob er auch selbst die Grundlagen einer slowenischen Theologie gelegt hat. Er kommt zum Schluss, dass Trubar auf einem Niveau mit den Werken von Erasmus, Luther und Calvin bekannt war, das ihm gestattete, diese nicht nur zu übersetzen, sondern sie durchzuarbeiten und den Bedürfnissen seiner slowenischen Gläubigen anzupassen.
Der Sammelband >Glaube und Wille< ist neben seinem monumentalen, in Deutschland erschienenen Gegenstück [4] in jeder Hinsicht ein kostbarer Beitrag zur Trubarforschung. In ihren Beiträgen bieten die Autoren viele neue Erkenntnisse zur slowenischen Reformation im 16. Jahrhundert und vor allem zu Trubers Leben und seinen vielfältigen Tätigkeiten.
Ein dritter Band mit dem Titel »Primož Trubar« versammelt die Vorträge einer Tagung, die im September 2008 vom Institut für Kirchengeschichte bei der Theologischen Fakultät in Ljubljana/Laibach und der Slowenischen Akademie in Rom im Slowenischen Kolleg in Rom organisiert wurde. [5] Da Trubar zunächst katholischer Priester war und sich erst im vierzigsten Lebensalter der Reformation zuwandte - wobei er seiner Überzeugung nach sein Priesteramt bis zu seinem Tod ausübte -, widmete sich diese Tagung der Untersuchung seiner Theologie. Mit einzelnen Aspekte von Trubars Theologie hatten sich zuvor bereits einige katholische Theologen wie Marijan Smolik, France Oražem, Jože Rajhman, Vekoslav Grmič, Marijan Peklaj und Franc Rozman ebenso wie auch Literaturhistoriker, etwa Jože Prijatelj, Franc Kidrič und Mirko Rupel, auseinandergesetzt. Die genannte Tagung stellt jedoch den Versuch von insgesamt 30 Fachgelehrten dar, zum ersten Mal einen systematischen Überblick über Trubars theologische Ansichten und ihren zeitgenössischen Kontext herzustellen. Dies stellt natürlich Trubars anderweitigen Beitrag im Bereich der Schaffung einer slowenischen Schriftsprache nicht in Frage.
Es ist schade, dass die Redaktion nicht daran dachte, die im Sammelband veröffentlichen Beiträge systematisch nach ihrem Inhalt zu ordnen, um so eine bessere Übersicht vom Trubars theologischen Gedankengut zu gewinnen. Ein entsprechender Vorschlag, der dem nicht slowenischsprachigen Leser gleichzeitig einen Überblick über den Inhalt des Bandes gibt, soll hier gemacht werden. [6]
Es ist unverständlich, warum der Autor bei der Beschreibung von Trubars Lebenslauf den ausführlichen Artikel im Slowenischen Biographischen Lexikon (Bd. 4, Ljubljana 1980-1993, 206-225) ignoriert und sich mit den veralteten Angaben von Mirko Rupel zufrieden gibt, abgesehen davon, dass die neuere Literatur einige neue Erkenntnisse vermittelt (Vovko). Das gleiche gilt auch für einige Behauptungen in den Beiträgen von Dvořák-Drašler und Kvaternik. Sein mangelndes Verständnis für eine gründliche Erneuerung bei den offiziellen Vertretern der katholischen Kirche näherte den katholischen Priester Trubar zuerst der schweizerischen Reformation an. Als er seine Heimat verlassen musste und in Württemberg ein neues Zuhause fand, optierte er für die CA (Oražem). Doch blieb Trubar bis zur seinem Tod in erster Linie ein eifriger Pastor und Prediger. Die gedruckten Bücher in slowenischer Sprache waren für ihn nur ein Mittel, um seinen Gläubigen den wahren Glauben wirksamer verkündigen zu können (Benedik). Eine wertvolle Ergänzung zu Trubars Lebensbild stellt die detaillierte und ausführliche Analyse des Epitaphs aus der Kirche in Derendingen dar (Štrubelj); dasselbe gilt für den Überblick, in welchen europäischen Bibliotheken Trubars Erstdrucke erhalten sind (Smolik). In diesem Zusammenhang werden einige Legenden über die Laibacher Bischöfe zurückgewiesen, die von verschiedenen Autoren, sogar in diesem Sammelband, stets wiederholt werden, wie z.B., dass Bischof Raubar die Tragweite der Reformation nicht erkannte und sich deswegen ihr gegenüber passiv verhielt; dass Bischof Kazianer theologisch ungebildet gewesen sei und deswegen zum Protestantismus neigte; dass Bischof Seebach eine schwache Persönlichkeit war und ihm nicht gelang, sich dem Protestantismus in seinem Bistum effektiv zu wiedersetzen (Dolinar). Ausführliche Darstellungen von Trubars Verhältnis zur CA (Ambrožič), seiner Abhängigkeit von Luther, Calvin und Zwingli (Šegula) sowie von Bonomo, Vergerius und Bullinger (Kolar), aber auch seines (ökumenischen) Interesse für die Orthodoxie der Ostkirche und den Islam (Škafar) vertiefen den Einblick in das evangelische Gedankengut des Reformators. Etwas außerhalb des Tagungskontexts steht der Beitrag über die heutige protestantische Kirche in Slowenien. Die Behauptung der Autorin, Trubars primäres Anliegen sei "die slowenische Erweckungsbewegung" gewesen, steht in krassem Gegensatz zu den übrigen Autoren. Sie heben wohlbegründet Trubars seelsorgerliche Motive auch bei der Herausgabe der slowenischen Drucke hervor. Trubar bemühte sich, seinen Gläubigen das wahre Evangelium in ihrer Muttersprache zu verkündigen, und nützte das gedruckte Buch in der slowenischen Sprache ausschließlich, um seine religiösen Ziele leichter zu erreichen. Mit ihrem Rekurs auf "nationale Ideen" greift die Autorin um einige Jahrhunderte vor (Dvořák-Drašler). Etwas aus dem Rahmen der Tagung fällt auch der im übrigen sehr interessante und wertvolle Beitrag über den Kulturkampf unter den Slowenen in der zweiten Hälfte des 19. und im 20. Jahrhundert, der in gewisser Hinsicht bis heute andauert (Granda).
Die Beiträge, die verschiedene Aspekte von Trubars Theologie darstellen, entstanden mit einer Ausnahme auf Grund einer vertieften Analyse von Trubars Texten, die durch eine neue Edition des Gesamtwerks leicht zugänglich sind. [7] Der Ausgangspunkt für Trubars Anthropologie ist der Schöpfungsbericht in den ersten drei Kapiteln von 1. Mose, wo es heißt, das der Mensch nach Gottes Vorbild, und zwar als Mann und Frau geschaffen wurde. Durch die Erbsünde neigt der Mensch zur Sündhaftigkeit und kann sich nur im Glauben wegen des Verdienstes des Erlösers Jesus Christus retten. In Trubars Anthropologie sind nach der Meinung von Krajnc Večko eindeutig Einflüsse Calvins spürbar.
Da Trubar der griechischen und hebräischen Sprache nicht mächtig war, übersetzte er das Neue Testament und die Psalmen aus der deutschen (Luther) und lateinischen Sprache (Vulgata). Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass seine Sprache für das einfache Volk verständlich blieb (Matjaž). Im Unterschied zu Luther, der sich für den jüdischen Kanon entschlossen hatte, übernahm Trubar den nachtridentinischen Kanon der Bibel, zusätzlich zu dem er noch einige der Apokryphen benützte. Dabei betonnte Truber wiederholt, dass jeder Christenmensch allein die Bibel lesen solle und dazu keine Auslegung einer kirchlichen - und ganz besonders keiner römisch-katholischen - Autorität brauche (Peklaj).
Im Bereich der systematischen Theologie stellen die Autoren übereinstimmend fest, dass Trubar kein Theoretiker war, dass er keine systematischen theologischen Traktate schrieb, sondern ein eifriger Pastoraltheologe war, der seinen Gläubigen mit prophetischem Geist das Evangelium der "alten wahren Kirche" verkündete, die er von der Verzerrung durch die Papstkirche säubern wollte. In Grunde genommen vertrat Trubar eine lutherische Theologie mit einigen interessanten Abweichungen, teilweise in die Richtung von Calvin und Bullinger.
In der Mitte Trubars Theologie steht der anthropologisch aufgefasste Schöpfergott, der alles erschaffen hat, weil er der Erlöser ist und umgekehrt (Lah). Im Unterschied zu Luther vertritt Trubar eine sehr ablehnende Meinung von Maria, über den Hl. Geist spricht er nur bei der Auslegung des Apostolicums (Štrukelj). Der Glaube an den Sieg Christi über den Tod bedeutet für Trubar den Anfang des Glaubens an das ewige Leben nach dem Tod und damit das wichtigste Urteilskriterium im Endgericht (Sorč).
Wie bei den anderen protestantischen Theologen ist auch Trubars zentrale Botschaft die Rechtfertigung durch den Glauben. Die Rechtfertigung ist ausschließlich durch Jesus Christus bewirkte Gottesgabe für den Menschen, ohne die der Mensch nicht Gottes Freundschaft erreichen kann. Trubar erklärt zwar nirgends ausdrücklich die Gestalt dieser Rechtfertigung. Die nachtridentinische katholische Theologie kannte er nicht. Trubar distanzierte sich aber auch von Luthers Lehre, dass der Glaube die Sünden nicht tilgt, sondern nur zudeckt - er selbst spricht an mehreren Stellen von der Vergebung der Sünden. Für diese Vergebung sah Trubar zwei Bedingungen, und zwar den Glauben und die Buße, die den Menschen heiligt (Osredkar).
Trubar erkannte nur zwei Sakramente an, die Taufe und das Abendmahl. Bezüglich der Taufe neigte er der Lehre der schweizerischen Reformatoren zu. Für ihn stellt die Taufe eine zweite Geburt für den Gläubigen dar, deswegen befürwortete er die Kindertaufe (Turnšek).
Im Anschluss an Luther hat auch Trubar die reale Präsenz Christi beim Abendmahl verteidigt. Deswegen sollte der Kommunikant vor der Kommunion die Beichte ablegen, um sich mit Gott zu versöhnen (es handelt sich natürlich nicht um die katholische Ohrenbeichte). Im Unterschied zu Luther durften bei Trubar nur die Priester die Kommunion austeilen (Kranjc). Trubar fühlte sich bis zum Tod dem Priestertum verbunden. Er hielt sich zum "prophetischen Priestertum" berufen, beauftragt, das Wort Gottes zu verkünden und die Sakramente zu spenden (Vodičar). Er lehnte alles, was nicht Inhalt der Bibel war, entschieden ab und kritisierte äußerst scharf die katholischen Riten und die dortige Sakramentalpraxis. Ebenso entschieden lehnte er den Papstprimat ab. Neben den Türken stellen für Trubar die Päpste die größten Feinde des wahren Glaubens dar (Saje). Merkwürdigerweise zitiert Trubar aber in seinen Schriften häufig die Kirchenväter und die ersten Konzilien (Dolenc). Seine Ansichten über die wahre Kirche äußerte er am deutlichsten in seiner Kirchenordnung (Cerkovna ordninga, 1564), die gleichzeitig sein Exil provozierte (Markuža).
Ethische Fragen sind auch bei Trubar von zweitrangiger Bedeutung, nicht etwa weil sie minder wichtig sind, sondern deswegen, weil auch die Ethik im Glauben verwurzelt und mit diesem eng verbunden ist. Gute Werke kann der Mensch nur im Glauben vollbringen. So stellt auch in ethischen Fragen die Bibel die einzige Norm dar, zusätzliche kirchliche Gebote haben keine Geltung (Globokar). Das Verlangen, dass die Gläubigen selbständig die Bibel lesen sollten, führte dazu, dass Trubar neben dem Katechismus 1550 auch ein Alphabet drucken ließ. Um die Leute lesen zu lehren, befürwortete er die Gründung von Volksschulen. Den wahren Glauben erläutert Trubar in seinen Katechismen, in denen er sich als ein vorzüglicher Pädagoge erweist (Gerjol). Da Trubar offensichtlich ein guter Sänger war, nützte er auch Kirchenlieder zu pädagogischen Zwecken. Obgleich kein Komponist, schrieb oder übersetzte Trubar mehrere Kirchenlieder aus dem Deutschen und stattete sie meist mit den Melodien der deutschen Vorlagen aus (Škulj). Äußerst scharf lehnte er die verschiedenen Formen der katholischen Volksfrömmigkeit ab, vor allem Prozessionen, Pilgerfahrten, den Bau neuer Kirchen sowie die Marien- und Heiligenverehrung (Valenčič). In diesem Zusammenhang ist es schade, dass Trubars Seelsorgetätigkeit im Sammelband keine kritische Darstellung fand. Der unter diesem Titel veröffentliche Beitrag ist nicht mehr als eine veraltete, pauschale und einseitige Sammlung von Vorurteilen und fällt stark gegenüber den übrigen Beiträgen ab (Kvaternik).
Die Qualität der einzelnen Aufsätze ist sehr unterschiedlich. Einige Autoren haben einfach die ältere Trubarforschung, z.B. Mirko Rupel, exzerpiert, ohne neuere Erkenntnisse zu berücksichtigen. Besonders störend wirkt die Wiederholung längst überholter Angaben, etwa dass der Laibacher Bischof Franz Kazianer am Sterbebett als Zeichen seiner protestantischer Neigung die Kommunion unter den beiderlei Gestalt empfangen habe oder dass Trubar bei dem Prozess in Laibach im Jahre 1547 aus der katholischen Kirche gebannt wurde. Ebenso störend ist es die unnötige Wiederholung identischer Angaben bei mehreren Autoren, besonders wenn diese nicht aufeinander abgestimmt sind. Für den Leser beschwerlich sind außerdem die äußerst langen Originalzitate Trubars, die - dem heutigen Slowenischsprachigen allenfalls mühsam verständlich - eigentlich in die Fußnoten gehören.
In allgemeinen lässt sich jedoch sagen, dass mit diesem Sammelband, trotz der oben genannten Mängel, ein geschlossener Überblick über Trubars theologische Ansichten vorliegt, die ihn als einen eifrigen Seelsorger zeigen, gleichzeitig aber klarstellen, dass Trubar, obwohl ein Vertreter des Augsburgischen Glaubensbekenntnis bzw. Anhänger der lutherischen Konkordienformel, seine innere Verbindung zur schweizerischen Reformation nicht ganz verbergen konnte.
Anmerkungen:
[1] Mirko Rupel (Hg.): Drugi Trubarjev zbornik. Ob štiristoletnici slovenskeknjig, Ljubljana 1952.
[2] Die Referate der Tagung an der Theologischen Fakultät in Ljubljana sind 1986 in der Zeitschrift Bogoslovni vestnik (Theologischer Anzeiger) erschienen. Über die laufende Forschung informiert den slowenischen Leser die Zeitschrift Stati inu obstati /Stehen und Bestehen. Revue für die Fragen des Protestantismus, hg. von der Slowenischen protestantischen Gesellschaft.
[3] Vera in hotenja. Študije o Primožu Trubarju in njegovem času [Glaube und Wille. Studien zu Primus Trubar und seine Zeit], hrsg. Sašo Jerše, Ljubljana, Slovenska matica, 2008, 200 Seiten.
[4] Primus Truber. Der slowenische Reformator und Württemberg, hgg. von Sönke Lorenz / Anton Schindling / Wilfried Setzler; Stuttgart 2011.
[5] Primož Trubar. Trubarjev simpozij v Rimu, 26, uredil Edo Škulj, Celje, Mohorjeva družba 2009, 431 Str. [Primus Truber. Trubars Symposium in Rom, Band 26, hrsg. Edo Škulj], Celje, Hermagoras Gesellschaft, 2009, 431 Seiten.
[6] I. Zu Trubars Person und zu seiner Zeit (Andrej Vovko, Trubars Lebensweg, 7-21; France Oražem, Die Gründe, die Trubar zum Protestatnismus führten, 23-33; Metod Benedik,Trubars Lebenszweck, 35-44; France M. Dolinar, Primus Trubar und die Laibacher Bischöfe, 45-62; Zvone Štrubelj, Trubars Epitaph, 403-414; Marijan Smolik, Trubars Erstdrucke in den Bibliotheken, 381-388; Matjaž Ambrožič, Trubars Verhältnis zum Katholizismus nach der CA, 291-311; Vinko Škafar, TrubarsVerhältnis zur ortodoxen Kirche und zum Islam, 327-340; Andrej Šegula, Trubas Abhängigkeit von Luther, Calvin und Zwingli, 229-241; Bogdan Kolar, Trubas Abhängigkeit vom Bonomo, Vergerius und Bullinger, 241-259; Breda Dvořák-Drašler, Trubar und die slowenische protestantische Kirche, 371-380; Stane Granda, Die Reformation - die Hauptwaffe des Kulturkampfes unter den Slowenen, 389-401; II. Trubars Fundamentaltheologie (Fanika Kranjc-Vrečko, Trubars Anthropologie, 115-128; Marijan Peklaj, Trubars Verhältnis zur Hl. Schrift, 189-199; Maksimilijan Matjaž, Die Prinzipen von Trubars Bibelübersetzung, 341-354 ); III.Trubars systematische Teologie (Avguštin Lah, Trubars Auffassung von Gott dem Schöpfer, 77-88; Anton Štrukelj, Trubars Christologie, Pneumathologie und Mariologie, 89-100; Ciril Sorč, Trubars Eschatologie,101-114; Mari Jože Osredkar, Trubars Lehre von der Rechtfertigung, 129-143; Marjan Turnšek, Trubars Lehre von der Taufe, 145-154; Slavko Kranjc, Trubars Auffassung der Eucharistie, 155-173; Janez Vodičar, Trubar und das Priestertum, 175-187; Bogdan Dolenc, Trubar und die kirchliche Tradition, 201-213; Andrej Saje, Trubars Verhältnis zum Papst, 63-69; Jože Markuža, Trubars Kirchenordnung und seine Eklesiologie, 71-76); IV. Trubars praktische Theologie (Roman Globokar, Trubars Ethik, 215-229; Stanko Gerjol, Die pädagogische Dimension von Trubars Katechismen, 261-270; Peter Kvaternik, Trubar als Pastoraltheologe, 271-289; Rafko Valenčič, Primus Trubar und die Volksfrömmigkeit, 313-325; Edo Škulj, Trubars Verhältnis zum Kirchengesang, 355-370).
[7] »Zbrana dela Primoža Trubarja« (Gesammelte Werke von Primož Trubar), bis heute XI. Bände, Ljubljana 2007 - 2013, hgg. Igor Grdina / Jonatan Vinkler / Fanika Krajnc-Vrečko.
France M. Dolinar