Luca Asmonti: Athenian Democracy. A Sourcebook (= Bloomsbury Sources in Ancient History), London: Bloomsbury 2015, XIV + 246 S., ISBN 978-1-4411-1371-9, USD 39,95
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Clifford Ando: Law, Language, and Empire in the Roman Tradition, Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press 2011
David Engels / Carla Nicolaye (Hgg.): Ille operum custos. Kulturgeschichtliche Beiträge zur antiken Bienensymbolik und ihrer Rezeption, Hildesheim: Olms 2008
Karl-Wilhelm Welwei: Nachlese. Kleine Schriften zur Sozial- und Herrschaftsgeschichte in der griechischen und römischen Welt. Herausgegeben von Iris Samotta, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012
Man lese und staune, dass moderne Quellensammlungen speziell zum Paradethema der griechischen Geschichte, der athenischen Demokratie, bislang kaum verfügbar sind. [1] Insofern ist die vorliegende Kollektion aus der Feder von Luca Asmonti, Lecturer für Classics und Ancient History an der Queensland University (Australien) und gerade erst mit einer Studie zum athenischen Feldherrn Konon hervorgetreten, [2] sehr zu begrüßen.
In der Tat deckt der Band in dreizehn Großkapitel mit jeweils mehreren Unterkapiteln unterteilt eine Vielzahl von wichtigen Aspekten für das Thema "athenische Demokratie" ab: Beginnend bei der Definition von polis werden nacheinander die angeblichen mythischen Ursprünge der Demokratie in Athen (Theseus etc.), sodann, angelehnt an die pseudo-aristotelische Athenaion Politeia, die verschiedenen Entwicklungsstufen der athenischen Verfassung (Solon, Peisistratiden, Kleisthenes), schwerpunktmäßig und in Wechselwirkung mit den zentralen Ereignissen des 5. Jahrhunderts v.Chr. (insbesondere Perserkriege, Pentekontaetie und Peloponnesischer Krieg), abschließend dann die weitere Entwicklung im 4. Jahrhundert v.Chr. behandelt. Neuere Forschungsansätze, etwa in Form von kulturwissenschaftlichen oder ökonomiezentrierten Theorien, sind nur schwach präsent, können daher allenfalls mittelbar aus einzelnen Quellen abgeleitet werden.
Luca Asmonti gibt neben einer zum Gegenstand hinführenden Einleitung (1-12) für jedes Unterkapitel zunächst eine kurze Einführung, in der wesentliche Entwicklungen sowie eine (sehr) knappe Vorstellung und Einordnung der präsentierten Quellen dargelegt werden. Sodann folgen die zumeist literarischen, ab und an auch epigraphischen Zeugnisse in englischer Übersetzung (meistens seitens des Autors). Am Ende des Bandes stehen einige verstreute Anmerkungen zu wenigen Quellenpassagen (219f.), ein leider nur englischsprachige Titel umfassendes, nicht immer ganz einheitliches Literaturverzeichnis zu den einzelnen Themenbereichen (221-240) sowie ein Quellen- und Personenregister (241-246).
Die ausgewählten Quellenpassagen decken in der Tat ein weites Spektrum zu den jeweiligen Themenkapiteln ab, von allgemeinen historischen Informationen zum Gegenstand über die antike Bewertung bestimmter Gegebenheiten bis hin zur rhetorischen Funktionalisierung insbesondere in den Gerichtsreden des 4. Jahrhunderts v.Chr. Insofern ist es bedauerlich, dass nicht nur der Originaltext fehlt, geschweige denn die verwendete textkritische Edition angegeben ist, sondern auch, dass eine breitere Kontextualisierung der jeweiligen Quellen unterbleibt. So wäre gerade das altertumswissenschaftliche Rüstzeug für eine angemessene Quelleninterpretation wie Informationen zu Autor, Zeitstellung, Gegenstand, Gattung des Textes, Argumentationsgang, Intention zu wünschen, ebenso Angaben zu vorhandener Parallelüberlieferung. Dies ist insbesondere misslich, da sich das Buch explizit an Lehrende und Studenten richtet und somit die wesentlichen Vorarbeiten für eine akademische Diskussion im Rahmen einer Lehrveranstaltung noch zu leisten sind. Die Beschränkung auf die englischsprachige Sekundärliteraturwelt, ein allgemeiner Trend anglo-amerikanischer Titel der letzten Zeit, beschneidet zusätzlich einerseits den Blickwinkel auf aktuelle Forschungsentwicklungen in anderen Ländern, macht andererseits das Buch auch nur begrenzt für den akademischen Unterricht beispielsweise an deutschen Universitäten einsetzbar.
Insgesamt ist die vorliegende Quellensammlung also ein gelungener Einstieg in das Thema "Athenische Demokratie", ohne jedoch das vorhandene Potenzial einer Steigerung des Mehrwertes für Forschende wie Lernende völlig zu nutzen.
Anmerkungen:
[1] Neben einigen übergreifenden Quellensammlungen zur griechischen Geschichte sind spezifischer vor allem: Greg R. Stanton: Athenian Politics, c. 800-500 B.C. A Sourcebook, London / New York 1990; Klaus Stüwe / Gregor Weber (Hgg.): Antike und moderne Demokratie. Ausgewählte Texte, Stuttgart 2004.
[2] Conon the Athenian, Politics and Warfare in the Aegean, 414-386 B.C. (= Historia Einzelschriften; 235), Stuttgart 2015.
Sven Günther