Andrea Maiarelli (a cura di): Niccolò Alessi O.P. Columbeidos sive vita b. Columbae virginis Reatinae ordinis de poenitentia S. Dominici (= Quaderni del "Centro per il collegamento degli studi medievali e umanistici in Umbria"; 57), Spoleto: Fondazione Centro Italiano di Studi sull'alto Medioevo 2017, CXXIII + 336 S., 6 s/w-Abb., ISBN 978-88-6809-141-5, EUR 65,00
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Die am 2. Februar 1467 in Rieti in Umbrien geborene Angelella Guardagnoli, genannt Colomba, wurde schon während ihres vergleichsweise kurzen Lebens - sie starb bereits am 20. Mai 1501 - heiligenähnlich verehrt. Geboren als Kind vergleichsweise armer Leute wurde sie von Dominikanerinnen erzogen. Im Alter von 19 Jahren schloss sie sich in Rieti dem Dritten Orden der Dominikanerinnen an. Nach einer Zeit geistgeleiteter Wanderschaft wurde sie 1493 Gründerin des Dominikanerinnenkonvents von Perugia, der der heiligen Katharina von Siena dediziert war. Als Wundertäterin erregte sie Aufmerksamkeit bis an den Hof des Borgia-Papstes Alexander VI. Nach ihrem Tod wurden über ihr Leben in vergleichsweise kurzer Zeit mehrere Viten verfasst, bevor sie am 25. Februar 1625 von Papst Urban VIII. in den Stand der Seligen erhoben wurde. Ihr Todestag ist zugleich der Tag ihrer Verehrung innerhalb des Dominikanerordens.
Bereits kurz nach dem Tod Colombas fasste ihr Beichtvater Sebastiano Angeli zunächst eine lateinische (Oktober 1501), später noch eine italienische (1506) Legende ihres Lebens ab. Die hier anzuzeigende Lebensbeschreibung wurde dagegen erst rund siebzig Jahre später abgefasst. Ihr Autor, der Dominikaner und Theologieprofessor Niccolò Alessi, wurde erst zwischen 1507 und 1513, wahrscheinlich 1509 oder 1510, geboren und starb am 18. Juli 1585; er konnte Columba also nicht aus eigener Kenntnis beschreiben. Seiner Biografie ist der erste Teil der ausführlichen Einleitung gewidmet, bevor anschließend in die Heiligendarstellung und ihre Quellen selbst sowie in die Überlieferung und das einzige erhaltene Manuskript (BAV, Vat. lat. 11808; geschrieben zwischen 1635 und 1639 im Auftrag des Kardinals Giovani Francesco Guidi für seinen Kardinalskollegen Francesco Barberini) eingeführt wird. Es handelt sich um ein großes, 6802 Verse umfassendes, in Hexametern abgefasstes und in neun Bücher unterteiltes Gedicht. In der Form lehnt es sich an klassische Dichter wie Virgil, Horaz und Titus Livius an. In Struktur und Inhalt folgen die einzelnen Teile Angelis Legenda latina (vgl. die synoptische Übersicht S. LXXV), mit signifikanten Auslassungen in den Teilen, die eine Nähe Colombas zu Savonarola und seinen Kreisen vermuten lassen, die Alessi mit seinem Gedicht vertuschen wollte. Abgefasst wurde die Darstellung um die Zeit des Pestausbruchs in Perugia (1576/7).
Die hier vorliegende, sorgfältige und angemessen in Anmerkungen und Apparat kommentierte Erstedition (ohne begleitende Übertragung) wird mit einer italienischsprachigen Übersicht über die einzelnen Bücher der Dichtung (291-315) sowie einer Bibliografie beschlossen. Sie ist eine Fundgrube sowohl für Experten des Renaissancelatein als auch für Heiligenforscher. Ihr historischer Ertrag ist dagegen als eher gering einzustufen.
Görge K. Hasselhoff