Kenneth Owen: Political Community in Revolutionary Pennsylvania, 1774-1800 (= Oxford Historical Monographs), Oxford: Oxford University Press 2018, XII + 205 S., ISBN 978-0-19-882797-9, GBP 65,00
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Das Thema der politischen Gemeinwesen in den jungen USA respektive wie in dem hier vorliegenden Band im revolutionären Amerika beschäftigt die Forschung seit langem. Bei der Titelwahl mag der Leser erst einmal darüber stolpern, dass hier nicht im heutig gängigen Modus der Multiperspektivität von "Communities" im Plural gesprochen wird. Klarer wird dies sehr schnell zu Beginn der Lektüre, d.h. in der Einleitung, in der Owen Zielsetzung und Begriffsdefinitionen ausarbeitet. Kenneth Owen versteht eine "Political Community" als ein in Widersprüchen und Gegensätzen gefasstes Konstrukt, welches sich durch die Diversität seiner Akteure und Interessensgruppen auszeichnet.
Das Ziel, welches Kenneth Owen für sein Buch formuliert, ist dabei folgendes: "This book challenges the dominant narrative of revolutionary Pennsylvanian histography, that of counter-revolution" (8). Owen will zeigen, dass die Entwicklungen in Pennsylvania in den 1770er und 1780er Jahren eine Vorwegnahme vieler politischer Debatten und Entwicklungen auf nationaler Ebene der 1780er und 1790er Jahre darstellen und sich eben kein pennsylvanischer Sonderweg zwischen 1776 und 1790 ergibt, wie in der älteren Forschung zeitweise argumentiert wurde. [1] Dieses Hauptziel erreicht Owen vollends.
Bewusst setzt Kenneth Owen, der als Associate Professor of History an der University of Illinois forscht und lehrt, auf eine zeitliche Eingrenzung des Buches, in der es nicht um die gängigen Eckdaten wie 1776, 1787 oder 1789 geht, sondern er zieht das zeitliche Fenster bis ins frühe 19. Jahrhundert. In fünf gut geschriebenen Kapiteln arbeitet er dann chronologisch sein Thema aus. Dabei zoomt Owen immer wieder auf besondere Teilaspekte und Personen (z. B. George Washington in Kapitel 4).
Das breit aufgestellte Quellenkorpus, bestehend aus Zeitungen, Manuskripten sowie Pamphleten und Flugblättern, kommt bei der Lektüre dabei nie sperrig einher, sondern ist gut in den Text eingebettet. Bei der Durchsicht des Quellenkorpus sowie auch bei der Lektüre fällt allerdings die sehr traditionelle Herangehensweise auf. Bei einem Buch des 21. Jahrhunderts hätte man sich bisweilen die perspektivische Erweiterung im Hinblick auf "Gender" und "Race" gewünscht, welche im Werk oftmals zu kurz gerät. Besonders bei einer Arbeit, welche sich explizit gegen zum Teil immer noch vorherrschende Forschungsparadigmen stellt, hätte dieser Ansatz das Buch noch besser aufgestellt. Diese Auffälligkeit ändert allerdings nichts daran, dass das Buch in seiner Methode und mit gelungenen Argumentationsweise besticht.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Kenneth Owen ein guter Forschungsbeitrag zum Verständnis der "Political Community" im ausgehenden 18. Jahrhundert im revolutionären Pennsylvania gelungen ist. Das Buch überzeugt durch seine Methode und den Forschungsansatz, welcher sich nach wie vor dominanten Interpretationen in der Forschung entgegenstellt. Die Idee, Pennsylvania als eine Art Reagenzglas der politischen Entwicklungen in den jungen USA zu sehen, ist stringent argumentiert. Auch die chronologische Herangehensweise gerät nie plump, sondern arbeitet in den Kapiteln mit gelungenen Querreferenzen, welche thematisch den Leser abholen. Zwar wünscht man sich von Zeit zu Zeit eine weitere Perspektive oder einen etwas innovativeren Ansatz, doch ziehen Thema und Darstellung den Leser immer wieder in seinen Bann.
Im Großen und Ganzen ist Kenneth Owen ein gutes Buch gelungen, welches bei der Lektüre Freude bereitet und den Leser immer wieder zum Nachdenken über neue Perspektiven auf die "Political Community" im revolutionären Pennsylvania anregt.
Anmerkung:
[1] Siehe beispielsweise Robert L. Brunhouse: Counter Revolution in Pennsylvania, University Park 1942, welches bis zum Teil in die 1990er Jahre großen Einfluss in dieser Frage hatte.
Alexander Knirim