Nathalie Hester (ed.): Letters from Spain: A Seventeenth-Century French Noblewoman at the Spanish Royal Court. Marie Gigault de Bellefonds, Marquise de Villars (= The Other Voice in Early Modern Europe: The Toronto Series; 80), Chicago: University of Chicago Press 2021, XI + 100 S., eine Farbabb., ISBN 978-1-64959-010-7, USD 34,00
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Joachim Bahlcke / Volker Dudeck (Hgg.): Welt - Macht - Geist. Das Haus Habsburg und die Oberlausitz 1526-1635, Görlitz: Verlag Gunter Oettel 2002
Sophie Ruppel: Verbündete Rivalen. Geschwisterbeziehungen im Hochadel des 17. Jahrhunderts, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2006
Joachim Kremer (Hg.): Magdalena Sybilla von Württemberg. Politisches und kulturelles Handeln einer Herzogswitwe im Zeichen des frühen Pietismus, Ostfildern: Thorbecke 2017
Der kleine Band stellt eine Neuedition der bereits seit langem bekannten Briefe der Marquise de Villars dar, die diese in den Jahren 1679 bis 1681 in Madrid verfasste. Dort hielt sie sich als Gemahlin des französischen Botschafters auf und beobachtete höfisches und städtisches Leben, über das sie dann nach Paris berichtete - Empfängerin der insgesamt 37 Briefe war Madame de Coulanges, Gemahlin eines Rates am Parlament von Paris. Ergänzend aufgenommen wurden drei weitere Briefe der Marquise an die Marquise de Sevigné bzw. an den Marquis de Pomponne aus den Jahren 1673, 1676 und 1677.
Diese Adressatinnen und Adressaten zeigen bereits, dass die Marquise de Villars in Paris zu einem literarisch interessierten und literarisch tätigen Kreis gehörte, innerhalb dessen man sich nicht zuletzt durch Briefe artikulierte und austauschte. Die damit verbundene elaborierte Briefliteratur war ein spezifisches literarisches Feld im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts. Das sprachliche und erzählerische Niveau der Korrespondenz unterscheidet sich damit klar von dem, was man aus den meisten Briefwechseln adliger Damen etwa des deutschen Sprachraumes zur gleichen Zeit kennt.
Daneben stellen die Briefe, die als Überrest zweifellos wesentlich umfangreicherer Korrespondenzen der Marquise überliefert sind, jedoch auch aussagekräftige Quellen zu höfischem und diplomatischem Alltag in Madrid dar. Damit können sie beispielsweise neuere Untersuchungen zu Botschafterehepaaren des 17. Jahrhunderts ergänzen. Die Marquise berichtete in geschliffener Sprache zudem auch von Gerüchten bei Hofe, vom Besuch eines Autodafé oder von aktuellen Nachrichten, die sie von anderen europäischen Schauplätzen erhielt.
Bekannt sind die hier vorgelegten Briefe schon seit langem - bereits 1759 erschienen sie in Paris in einer ersten gedruckten Ausgabe, und 1868 legte Alfred de Courtois eine wissenschaftliche Edition derselben vor. Auf diesen beiden Ausgaben basiert nun die Neuausgabe, die zugleich - und das war das wichtigste Ziel der Herausgeberin - die ursprünglich französischen Texte in englischer Übersetzung zugänglich macht. Das Bändchen enthält neben einer kurzen Einführung zur Person, der Überlieferung und den literarischen Kontexten den Abdruck der insgesamt 40 Briefe in englischer Übersetzung inklusive eines kommentierenden Anmerkungsapparates, in dem Personen und Ereignisse identifiziert bzw. kommentiert werden. Ein Index erschließt Personen, Orte, Ereignisse bzw. sachlich-inhaltliche Stichworte.
Neben dieser Neukommentierung besteht das Verdienst der Herausgeberin zweifellos darin, die Briefe einer wissenschaftlichen Community zugänglich zu machen, die die französischen Texte aus sprachlichen Gründen bislang nicht rezipieren konnte. Zugleich wird das kleine, aber inhaltlich spannende Korpus quasi in Erinnerung gerufen als ereignisgeschichtliche Quelle wie als Zeugnis einer sehr stark von Frauen als Autorinnen bestimmten Briefliteratur des 17. Jahrhunderts.
Katrin Keller