Dirk Uwe Hansen (Hg.): Theognis. Frühe griechische Elegien. Griechisch und deutsch, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005, XVIII + 180 S., ISBN 978-3-534-18133-9, EUR 24,90
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Die vorliegende zweisprachige Ausgabe der frühgriechischen Elegiker Mimnermos, Phokylides und Theognis (sowie der Merksprüche des Pseudo-Phokylides) schließt eine Lücke, und insofern passt sie bestens in die Reihe "Edition Antike", in der sie erschienen ist. Diese hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, "wichtige Texte der antiken Literatur mit modernen Übersetzungen und in einer zeitgemäßen Ausstattung" zugänglich zu machen (Klappentext des Bucheinbandes). In diesem Zusammenhang sind bereits wirkliche Desiderata erschienen wie die Römische Geschichte des Florus, und andere, wie die Alexandergeschichte des Curtius Rufus, sollen in Kürze folgen. Nicht weniger dringend war die hier zu besprechende Publikation. Wer sich die Mühe macht und vergleichbare Titel sucht, wird nicht leicht fündig: Mimnermos und Phokylides gibt es auf Deutsch und Griechisch immerhin im Rahmen der vierbändigen Reihe "Frühgriechische Lyriker", die in den 1970er-Jahren von der Akademie der Wissenschaften der DDR herausgegeben wurde, deutsche Übersetzungen des Corpus Theognideum sind noch älter. Eine vernünftige deutsch-griechische Ausgabe des Theognis gibt es gar nicht. In einem umgekehrten Verhältnis dazu steht die Bedeutung insbesondere der Theognidea als Quelle für die frühgriechische Aristokratie, und deshalb ist es außerordentlich zu begrüßen, dass Theognis in die "Edition Antike" aufgenommen wurde.
Das Buch selbst kann, wenn man es an den von den Herausgebern gesetzten Maßstäben misst, nur als gelungen bezeichnet werden. Eine kurze Einleitung macht den Leser mit den wichtigsten Informationen zu den einzelnen Dichtern, zur Gattung der Elegie als solcher und auch zu den Zeitumständen vertraut (IX-XVIII). Es folgen Text und Übersetzung (4-153), jeweils übersichtlich und klar gegliedert in Form von griechisch-deutschen Doppelseiten. Ein knapper (hauptsächlich literaturwissenschaftlicher) Kommentar (155-172), noch knappere textkritische Hinweise (173-178) und eine äußerst knapp gehaltene Bibliografie (179-180) runden den Band ab. Manch einem mag dies zu dünn oder gar dürftig erscheinen, doch ein solcher Vorwurf geht letztlich ins Leere. Wir brauchen auch für den deutschsprachigen Raum gute (und erschwingliche) zweisprachige Ausgaben der antiken Literatur; viele deutsche Übersetzungen der Klassiker sind mittlerweile in die Jahre gekommen oder gar überholt, und manche sind längst schon ihrerseits museumsreif. Vor diesem Hintergrund muss die Devise lauten, möglichst schnell möglichst viele nicht mehr richtig zugängliche Autoren vorzulegen. Daher sei an dieser Stelle nachdrücklich für einen fairen Kompromiss zwischen (Zeit)ökonomie und Perfektionismus plädiert. Die Standards der "frühen griechischen Elegien" sind jedenfalls, trotz aller Kürze, zufrieden stellend, auch wenn man - dieser kleine Hinweis sei erlaubt - die wenigen textkritischen Anmerkungen problemlos auf den Textseiten hätte unterbringen können und dies in Zukunft vielleicht auch tatsächlich so machen sollte, der Übersichtlichkeit halber. Insgesamt aber bleibt zu hoffen, dass das Beispiel der "Edition Antike" und vor allem der frühen Elegiker Schule machen möge!
Hartmut Blum