Hans-Georg Ehrhart / Charles C. Pentland (eds.): The Afghanistan Challenge. Hard Realities and Strategic Choices, Montreal: McGill-Queen's University Press 2009, V + 264 S., ISBN 978-1-55339-241-5, USD 39,95
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Der Sammelband "The Afghanistan Challenge - Hard Realities and Strategic Choices" befasst sich mit dem Stand der Afghanistanmission im Zeitraum 2007/2008. Die beiden Herausgeber Hans-Georg Ehrhart und Charles Pentland verfolgen mit ihrer Publikation zum einen das Ziel, den Dialog innerhalb der Einsatztruppen zu verbessern und zum anderen, politische Problemfragen zu verdeutlichen.
Die insgesamt 15 Beiträge von deutschen und kanadischen Experten zur Lage in Afghanistan bauen dabei auf einem Workshop auf, der im Dezember 2007 vom Institut für Friedensicherung & Sicherheitspolitik der Universität Hamburg in Kooperation mit der Deutschen Generalstabsakademie ausgerichtet wurde. Im Zentrum des Werks steht die Reflexion des westlichen Allianzproblems zu Beginn des Jahres 2008 am Beispiel Deutschlands und Kanadas.
Vor diesem Hintergrund gliedert sich der Sammelband in zwei Abschnitte. Im ersten Teil präsentieren kanadische und deutsche Afghanistankenner in insgesamt neun Aufsätzen einzelne Aspekte der internationalen Mission, wie z.B. bestehende Rahmenabkommen und Begriffsdefinitionen. Der zweite Teil befasst sich darauf aufbauend mit konkreten Problemen der deutschen und kanadischen Afghanistanmission, wobei sowohl die unterschiedliche Belastung beider Länder als auch ihre unterschiedlichen Ansätze zum Konfliktmanagement vorgestellt werden.
Citha D. Maass bietet mit ihrem Beitrag "Assessing the Afghanistan Compact" (13-37) den Einstieg zum ersten Abschnitt. Dabei vergleicht die Autorin den 2006 abgeschlossen Vertrag "Afghanistan Compact" mit dem Bonner Petersbergabkommen 2002 und arbeitet zudem Schwächen des neuen Abkommens heraus. Im Ergebnis stellt Citha D. Maas die Fehleinschätzung der politischen Lage - insbesondere hinsichtlich der Taliban - als Hauptproblem heraus. Die folgenden drei Beiträge führen diese Thematik fort, wobei unterschiedliche Aspekte des afghanischen Staatswesens und seiner Schwächen analysiert werden. Die wandelnde Rezeption des Begriffs "Warlordism" steht dabei ebenso im Zentrum der Diskussion wie die Analyse der Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft in Afghanistan.
Mit dem sechsten Beitrag "Building Stability in Afghanistan" (103-113) geht Mihai P. Carp der Frage nach Erfolgen und Zielen der internationalen Afghanistanpolitik nach. Der Autor beschäftigt sich dabei mit der Sicherheitsfrage und dem Zusammenhang von Drogenanbau und Unruhen als wichtigste Herausforderung für ISAF/NATO und USA. Die beiden folgenden Aufsätze von Christian Wagner "Pakistan's Afghanistan Policy in the Shadow of India" (113-129) und von Janet Kursawe "Iran's Influence in Afghanistan" (129-141) analysieren die Entwicklungspolitik der beiden bedeutendsten Anrainerstaaten Afghanistans und zeigen deren Schwachstellen auf. Es wird dabei deutlich, dass sowohl Pakistan als auch Iran ihr Engagement in Afghanistan stets in Einklang mit eigenen politischen und gesellschaftlichen Interessen definieren. Der letzte Beitrag im ersten Abschnitt rundet diesen Teil der Studie ab, indem er die internationalen Aktivitäten in Afghanistan bewertet und ihre Schwächen analysiert.
Der Aufsatz von Kim Richard Nossal "No Exit: Canada and the "War without end" in Afghanistan" (157-175) bildet den Einstieg zum zweiten Schwerpunkt des Sammelbandes zum kanadischen und deutschen Afghanistaneinsatz. Es fällt auf, dass hier vor allem die kanadische Seite zu Wort kommt, so dass der Eindruck eines umfassenderen Engagements durch Kanada entsteht. Dies korreliert mit dem Vorwurf mangelnder Solidarität und Opferbereitschaft an die Deutschen, welcher von David G. Haglund in dem Beitrag "Afghanistan and the Limits of "Unlimited Solidarity": A farewell to Schicksalsgemeinschaft" (175-189) detailliert dargestellt und begründet wird. Der Autor zeigt dabei die zwischen Kanada und Deutschland herrschende Missstimmung hinsichtlich der unterschiedlichen Opferzahlen auf und erarbeitet Ursachen derselben.
Bezogen auf die beiden Eingangsziele des Sammelbandes ist festzustellen, dass der erste Abschnitt einen guten Einblick in spezielle Problemfelder des Afghanistaneinsatzes vermittelt. Der zweite Abschnitt, der sich am Beispiel Kanadas und Deutschlands mit dem Dialog zwischen der ISAF befasst, erlaubt ebenso, die herrschenden Spannungen nachzuvollziehen. Allerdings muss kritisiert werden, dass die kanadische Seite deutlich stärker zu Sprache kommt als die deutsche, wodurch ein einseitiges Bild zuungunsten der deutschen Arbeit entsteht.
Tonia Schüller