Georg Ziaja: Lexikon des polnischen Adels im Goldenen Zeitalter 1500-1600, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2019, X + 297 S., ISBN 978-3-506-79234-1, EUR 128,00
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Georg Ziaja: Lexikon der katholischen Bischöfe im Polen des Goldenen Zeitalters 1500-1600, Paderborn: Ferdinand Schöningh 2020, 236 S., ISBN 978-3-506-70318-7, EUR 108,00
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Marian Michèle Mulchahey (ed.): Girolamo Savonarola. Apologetic Writings, Cambridge, MA / London: Harvard University Press 2015
Martin Homza: Mulieres suadentes - Persuasive Women. Female Royal Saints in Medieval East Central and Eastern Europe, Leiden / Boston: Brill 2017
Marko Brösch / Walter Andreas Euler / Alexandra Geissler (Hgg.): Handbuch Nikolaus von Kues. Leben und Werk, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2014
Ursula Gießmann: Der letzte Gegenpapst: Felix V. Studien zu Herrschaftspraxis und Legitimationsstrategien (1434-1451), Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2014
Centro Italiano di Studi sul Basso Medioevo (a cura di): Il Lateranense IV. Le ragioni di un concilio. Atti del LIII Convegno storico internazionale, Todi, 9-12 ottobre 2016, Spoleto: Fondazione Centro Italiano di Studi sull'alto Medioevo 2017
Georg Ziaja, der Verfasser des 2016 herausgegebenen Lexikons der bedeutendsten Protestanten in Polen-Litauen im 16. Jahrhundert, hat zwei neue Nachschlagewerke zum Adel und zu den katholischen Bischöfen im 16. Jahrhundert in Polen veröffentlicht. Er zielt darauf ab, dem deutschsprachigen Leser "das polnische 16. Jahrhundert [...], eine herausragende Epoche in der gesamteuropäischen Geschichte", näherzubringen (Bischöfe, Seite 1). Die drei Bände bilden eine "Trilogie der polnischen Geschichte im Goldenen Zeitalter" und setzen sich zum Ziel, "die drei wichtigsten und einflussreichsten politischen Gruppen des damaligen Polens [...]: die Protestanten, den Adel und die katholische Kirche" (ebenda) zu beschreiben und zu charakterisieren.
Das Lexikon des polnischen Adels enthält 120 Biogramme zu Personen aus dem 16. Jahrhundert. Der Verfasser beabsichtigt nicht, die wichtigsten Persönlichkeiten der politischen Szene aus der Zeit der Renaissance vorzustellen, sondern eher anhand von Biografien ausgewählter Personen, die repräsentativ für den Adelsstand gewesen seien, ein Gesamtporträt dieser Gruppe zu skizzieren. Das Hauptauswahlkriterium sei "eine gewisse 'Ausgewogenheit' unter allen Aspekten" (1) gewesen, wobei geografische, soziale und finanzielle Faktoren berücksichtigt wurden. Hieraus ergab sich in der untersuchten Gruppe eine ähnliche Anzahl von Adeligen aus Groß- und Kleinpolen mit unterschiedlichen Besitzverhältnissen, die unterschiedliche Funktionen ausübten. Außerdem mussten die ausgewählten Adeligen ihr Leben überwiegend im 16. Jahrhundert verbracht haben; aus einer Familie durften höchstens vier Personen vertreten sein. Diese Auswahl erlaubt es, sich mit den Biografien weniger bekannter Personen vertraut zu machen, und bildet einen Querschnitt durch den polnischen Adel des 16. Jahrhunderts. Diese Kriterien führen aber gleichzeitig dazu, dass viele Persönlichkeiten, die in der polnischen Geschichte im 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielten, nicht im Lexikon vorkommen, wie zum Beispiel Krzysztof Szydłowiecki, Jan Kochanowski, Mikołaj Rej, Łukasz Górnicki oder Andrzej Frycz-Modrzewski. Kein einziges Biogramm wurde Vertretern so mächtiger Familien wie der Tęczyński oder Zborowski gewidmet. Auch berücksichtigt Ziaja keine litauischen Familien, deren Einfluss (zum Beispiel im Fall der Radziwiłł und Ostrogski) auf die Politik des Krakauer Hofes in der Regierungszeit von Sigismund I. und Sigismund Augustus und in den nächsten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. 20 Lemmata, die Protestanten betreffen, wurden mit einigen Änderungen aus dem Lexikon der bedeutendsten Protestanten in Polen-Litauen im 16. Jahrhundert übernommen.
In der Einleitung werden neben diesen Auswahlkriterien Literaturhinweise gegeben, die jedoch keinen hinreichenden Forschungsüberblick darstellen. Unerwähnt blieben viele grundlegende Arbeiten, unter anderem die wichtige Reihe Urzędnicy dawnej Rzeczypospolitej XII-XVIII wieku. Spisy (Bedienstete der alten Republik des 12.-18. Jahrhundert). [1] Dasselbe gilt für die Einführung in die Geschichte des polnischen Adels (9-13). Der Verfasser berichtet kurz über die Adelsprivilegien von Kaschau (1374) und Nessau (1454). Andere wichtige Privilegien lässt er jedoch aus, insbesondere diejenigen, die Justiz (neminem captivabimus nisi iure victum, 1430, 1433) und die wirtschaftlichen Freiheiten (Warta 1423, Petrikau 1496) betrafen. Auch das Problem der Genese und der Forderungen der Exekutionsbewegung (ruch egzekucyjny) wird nicht diskutiert. Ein wichtiger Bestandteil der Einleitung ist hingegen ein kleines Glossar altpolnischer "Begriffe, Benennungen und Titel", das besonders für angehende Forscher nützlich sein kann. Die Einleitung ergänzt eine Tabelle, die alle ins Lexikon einbezogenen Personen auflistet und biografische Grundinformationen bietet.
Der Hauptteil des Lexikons besteht aus den alphabetisch geordneten Lemmata der Adeligen. Im Anschluss folgt der dritte Teil, der Tabellen mit den wichtigsten Würdenträgern und Beamten des Königreichs Polen, Abbildungen der Wappen, zwei Karten und Abbildungen adeliger Residenzen (allerdings nicht nur solcher, die in der Renaissance errichtet wurden) enthält.
Das Lexikon der katholischen Bischöfe enthält 80 Biogramme von Prälaten, die (erz)bischöfliche Stühle in Gnesen, Lemberg, Krakau, Leslau (Kujawien), Posen, Płock, Ermland, Przemyśl, Kulm, Chełm und Kamieniec Podolski innehatten. Nicht berücksichtigt sind die Bistümer Vilnius, Samogitien, Kiew und Łuck, denn sie "waren meistens durch litauische bzw. ruthenische Bischöfe vertreten und die Bevölkerung war meistens orthodox" (14). Diese Argumentation ist nicht ganz überzeugend. Die Beteiligung der Oberhäupter dieser Diözesen am politischen, intellektuellen und wirtschaftlichen Leben des Königreichs Polen lässt sich nicht von der Hand weisen. Hier einige Beispiele: Jerzy Radziwiłł, der von 1579 bis 1591 Bischof von Vilnius gewesen war, übernahm anschließend das Amt des Bischofs von Krakau (1591-1600) und wird in dieser Funktion in das Lexikon einbezogen. Nicht einbezogen wurde hingegen Bernard Maciejowski, der 1588-1600 die Würde des Ordinarius von Łuck innehatte und seit 1600 Bischof von Krakau und seit 1606 Erzbischof von Gnesen und damit Primas von Polen war. Dasselbe gilt für Józef Wereszczyński (1592-1598 Ordinarius von Kiew, vor seiner Ernennung zum Bischof Kanoniker von Kulm und Abt des Benediktinerklosters in Sieciechów in Masowien) sowie für Krzysztof Kazimirski, den Nachfolger Wereszczyńskis (1598-1618) und vor seiner Nomination Kanoniker in Tarnów. Bischöfe, die im Jahr 1600 ihr Amt antraten, wurden ebenfalls nicht aufgenommen. Dies betrifft Maciejowski sowie Wawrzyniec Gembicki, der im November 1600 zum Bischof von Kulm ernannt wurde. Im Anhang, der ein nach Diözesen unterteiltes tabellarisches Verzeichnis der Bischöfe enthält, wurden weitere Prälaten, die im Jahr 1600 ihr Amt übernahmen, nicht berücksichtigt: Jan Tarnowski in Leslau (Tabelle 5), Wawrzyniec Goślicki in Posen (Tab. 6) und Piotr Tylicki im Bistum Ermland (Tabelle 8). 17 Biogramme wurden mit einigen Veränderungen aus dem Lexikon des polnischen Adels übernommen.
Im ersten Kapitel skizziert Ziaja die prägenden Züge der polnischen Geschichte im 16. Jahrhundert (politisches System, religiöse und konfessionelle Toleranz) und stellt das Konzept des Lexikons vor. Im zweiten Kapitel versucht sich Ziaja an einer kurzen Synthese der Geschichte der polnischen Kirche vom 10. bis 16. Jahrhundert. Er beschreibt die Umstände der Gründung der ersten Bistümer im 10. Jahrhundert, erörtert kurz die Rolle des Benediktiner- und Zisterzienserordens bei der Verbreitung des Christentums, schildert die Beziehungen polnischer Fürsten und Könige mit dem Deutschen Orden sowie die Etablierung des Protestantismus in Polen. Anschließend charakterisiert der Verfasser die wirtschaftlichen Grundlagen der Kirche und ihre Stellung im politischen System der Adelsrepublik. Es entsteht so aber keine systematische Darstellung der Geschichte der katholischen Kirche in Polen. Dasselbe gilt für das Kalendarium des 16. Jahrhunderts, mit dem das zweiten Kapitel endet. Die aufgelisteten Ereignisse betreffen verschiedene Lebensbereiche (in politischer, dynastischer, konfessioneller, wissenschaftlicher und literarischer Hinsicht) und vermitteln kein kohärentes Entwicklungsbild der Kirche, des Staates oder der Gesellschaft im "Goldenen Zeitalter".
Das dritte Kapitel "Einführende Literatur" gibt einen kursorischen Überblick über die wichtigsten biografischen Lexika, zählt eher zufällig ausgewählte Quelleneditionen, Monografien und Aufsätze auf. Das Verzeichnis sollte im Falle einer Neuauflage um weitere Nachschlagwerke ergänzt [2] sowie die Literaturliste überprüft werden: Weniger relevante Werke sollten zugunsten jetzt fehlender Standardwerke entfernt werden. [3] Nach dem Hauptteil mit den Lemmata (36-228) folgt als fünftes Kapitel ein Anhang, der Karten der polnischen Bistümer in den Jahren 1000 und 1569 sowie Verzeichnisse der polnischen Bischöfe im 16. Jahrhundert enthält.
Dem Verfasser sind einige Fehler und Ungenauigkeiten unterlaufen. Zum Beispiel wurden die litauischen und ruthenischen Bojaren nicht 1569, sondern 1413 (Union von Horodlo) in die polnische Wappengemeinschaft aufgenommen (1). Die Hauptforderung der Exekutionsbewegung, die keinen religiösen Charakter hatte, bestand nicht darin, den Zehnten und die kirchliche Gerichtsbarkeit abzuschaffen (12). Sigismund II. August wurde nicht 1548, sondern noch zu Lebzeiten seines Vaters, Sigismunds I., 1529 zum König gewählt und 1530 gekrönt (15).
Für die Bewertung der rezensierten Werke sind natürlich deren umfangreichste Abschnitte, welche die Lemmata der Adeligen und Bischöfe enthalten, am wichtigsten. Die Biogramme sind nach folgendem Schema aufgebaut: soziale und familiäre Herkunft, Bildung, cursus honorum im Hinblick auf die Funktionen im Staat, in der Kirche und in der Gesellschaft, kurzer aber informativer Überblick über Tätigkeit, Begräbnisort, Urteil der Geschichtsschreibung, Bibliografie. Die in den einzelnen Lemmata enthaltenen Informationen gehen oft über das hinaus, was im Polski Słownik Biograficzny (Polnisches Biografisches Wörterbuch; PSB) zu finden ist. Erwähnenswert ist, dass der Verfasser zahlreiche zentrale Monografien und Aufsätze angibt. Damit stellen die Literaturverzeichnisse eine wichtige Ergänzung zu den im PSB enthaltenen Bibliografien dar, insbesondere im Hinblick auf dessen ältere Bände.
Trotz vieler Kritikpunkte kann man feststellen, dass die beiden Lexika für Historiker, die zur polnischen Geschichte im 16. Jahrhundert forschen, als nützliches Hilfsmittel dienen können. Sie bieten in deutscher Sprache grundlegende bio-bibliografische Informationen über ausgewählte polnische Adelige und Bischöfe aus dem 16. Jahrhundert Sie werden viel leichter zugänglich als das PSB sein, das nicht in allen deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken verfügbar ist.
Anmerkungen:
[1] So ist die seit einigen Jahrzehnten zur frühneuzeitlichen Staatsverfassung forschende Anna Sucheni-Grabowska lediglich mit ihrer 2009 erschienenen Aufsatzsammlung Wolność i prawo w staropolskiej koncepcji państwa [Freiheit und Recht im altpolnischen Staatskonzept] vertreten. Daneben fehlen in dem Kapitel "Literaturhinweise" folgende einschlägige Werke: Jarema Maciszewski: Szlachta polska i jej państwo [Der polnische Adel und sein Staat], 2. Aufl., Warszawa 1986; Andrzej Wyczański (Hg.): Polska w epoce odrodzenia. Państwo, społeczeństwo, kultura [Polen in der Epoche der Wiedergeburt. Staat, Gesellschaft, Kultur], Warszawa 1986; Ders.: Szlachta polska XVI wieku [Der polnische Adel des 16. Jh.], Warszawa 2001; Ewa Dubas-Urwanowicz: Koronne zjazdy szlacheckie w dwóch pierwszych bezkrólewiach po śmierci Zygmunta Augusta [Die adligen Kronräte in den ersten beiden Interregna nach dem Tod Sigismund Augusts], Białystok 1998; Eadem: O nowy kształt Rzeczypospolitej. Kryzys polityczny w państwie w latach 1576-1586 [Über die neue Form der Republik. Die politische Krise im Staat in den Jahren 1576-1586], Warszawa 2013.
[2] Z. B. Roman Kadzińk: Biografie biskupów włocławskich [Biografien der Bischöfe von Włocławek], Nationalbibliothek in Warschau, Handschrift Nr. 14265; Krzysztof Rafał Prokop: Sylwetki biskupów łuckich [Porträts Łucker Bischöfe], Biały Dunajec / Ostróg 2001; Ders.: Biskupi kijowscy obrządku łacińskiego XIV-XVIII w. Szkice biograficzne [Kiever Bischöfe des lateinischen Ritus' des 16.-18. Jh. Biografische Skizzen], Biały Dunajec / Ostróg 2003, Ders.: Arcybiskupi haliccy i lwowscy obrządku łacińskiego. Szkice biograficzne [Haliczer und Lemberger Erzbischöfe des lateinischen Ritus'. Biografische Skizzen], Biały Dunajec / Ostróg 2010; Ders.: Rzymskokatoliccy biskupi ordynariusze diecezji na ziemiach ruskich dawnej Rzeczypospolitej Obojga Narodów [Römisch-katholische Bischöfe in den ruthenischen Gebieten der alten Adelsrepublik], Warszawa / Drohiczyn 2014; Ders.: Biskupi ordynariusze diecezji na ziemiach litewskich i białoruskich dawnej Rzeczypospolitej Obojga Narodów [Römisch-katholische Bischöfe in den litauischen und weißrussischen Gebieten der alten Adelsrepublik], Warszawa / Drohiczyn 2015; Jacek Wiesiołowski (Hg.): Katalogi biskupów poznańskich [Verzeichnis der Posener Bischöfe], Poznań 2004.
[3] Z. B. Waldemar Graczyk, Jolanta M. Marszałska [u.a.] (Hg.): Urząd prymasa w Polsce. Geneza, oddziaływanie, znaczenie [Das Amt des Primas in Polen. Entstehung, Einwirken, Bedeutung], Warszawa / Ciechanów 2018, vgl. Anm. 1.
Jacek Kordel